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Jaan Albrecht und der designierte AUA-CEO Kay Kratky.

Foto: APA/Neubauer

Wien – Die neue Strategie der AUA passt auf ein Fußballfeld. Zumindest eines in der Größe einer Leinwand. Wie es mit der heimischen Airline weitergehen soll, präsentierte der scheidende Chef Jaan Albrecht am Montagabend in Wien. Selbstverständlich unter dem wohlwollend, wachsamen Blick des designierten Chefs Kay Kratky, der Albrecht im August 2015 als AUA-Chef ablöst. Albrecht übernimmt dann die Leitung der deutsch-türkischen Airline Sunexpress, die zuletzt durch schwarze Kassen ins Gerede geriet. Die "zweite Halbzeit" will man in Österreich sportlich angehen, von der Defensive in den Angriff übergehen, machte Albrecht klar.

Heute habe man eine Kostenposition – auch dank des günstigen neuen Kollektivvertrags –, die es erlaube, "nach vorne zu spielen". Um im Bild zu bleiben: "Spiele werden nicht durch Verteidigung gewonnen." Der Großteil des Wegs ist vorgezeichnet und auch Kratky wohl vertraut. "Wir sitzen ja in den Gremien zusammen. Natürlich trage ich das mit." Beitragen zum Aufwärtstrend soll das neue Tarifkonzept, das ab Herbst gilt. Wer dann den billigsten Tarif bucht, muss wie beim Billigkonkurrenten Ryanair für den Koffer extra bezahlen.

Ausgemistet sollen auch die betagten Fokker-Flieger werden, die ab Jahresende durch die ersten Embraer-Maschinen ersetzen werden. Für neuen Schwung sollen außerdem neue Destinationen, verstärkt zu touristischen Zielen, sorgen. Um von der Saisonalität wegzukommen, strebt man etwa im Winter Warmwasserdestinationen wie Miami, Colombo (Hauptstadt Sri Lankas), Mahon (Hauptstadt Menorcas) oder Mauritius an.

Wachsen mit Service

Darüber hinaus will man innerhalb der Lufthansa-Gruppe auch als Operating Carrier punkten. Für ausbaufähig hält Albrecht etwa das Wet-Lease-Geschäft. Neu sind solche Übungen für die Österreicher nicht. Im Auftrag der Swiss fliegt die AUA bereits vier Flüge mit Dash-Maschinen, indem sie eigenes Gerät und die eigene Mannschaft einsetzt. Dass er hofft, mehr Eurowings in Wien zu sehen, hat der AUA-Chef schon früher kundgetan. Vorerst werden in Wien – das als Eurowing-Basis auserkoren wurde – zwei Flugzeuge stationiert. Mindestens drei oder vier Flugzeuge müssten es laut Albrecht sein, um eine kritische Masse zu erreichen. Dem neuen Marktauftritt, Teil davon ist die neue Uniform, räumt Albrecht ebenfalls einen gewichtigen Platz ein. Die Kosten dafür schlagen mit "einem niedrigen einstelligen Millionenbetrag" zu Buche.

Insgesamt sind die Ziele für die kommenden drei bis fünf Jahre sportlich: Zehnprozentiges Wachstum im Kern- und Zusatzgeschäft als Operating Carrier. In Zahlen ausgedrückt: Plus 1,5 Millionen Passagiere, 400 Arbeitsplätze mehr und ein Umsatzzuwachs von 210 Millionen Euro. Dass das nicht einfach wird, räumt auch der neue Chef ein. Tatsächlich hat die AUA in den für die Airlines traditionell verlustträchtigen Wintermonaten wieder ein deutliches Defizit eingeflogen. Der Betriebsverlust (Ebit-Verlust) war im ersten Quartal 2015 mit 53 Millionen Euro bloß um eine Million niedriger als im ersten Quartal 2014 (54 Millionen Euro). Die Krisen in Nahost, Russland und der Ukraine drückten massiv auf Umsatz und Erlöse, die Passagierzahlen waren rückläufig, das Angebot wurde geschrumpft.

In den Angriff gehen

Die Frage, ob die AUA saniert sei, beantwortet Kratky so: "Es wird immer ein Kampf bleiben." Sonst will er in Wien zunächst einmal "viel zuhören". In Zukunft sieht Kratky die Rolle der AUA im Lufthansa-Verbund wieder im derzeit schwächelnden Osten. Auf die Frage, was ihn an der Aufgabe in Wien am meisten reizt, zeigt sich der neue AUA-Chef wieder sportlich: "In den Angriff zu gehen." Und während Albrecht seinen Abschied von Wien einmal mehr mit einem "lachenden und einem weinendem Auge" nimmt, sieht Kratky den Wechsel zur AUA, vor die Wahl zwischen Aufstieg, Abstieg oder Seitwärtsbewegung gestellt, "wenn, dann als Aufstieg". (rebu, 19.5.2015)