Gegen Blattläuse hilft am besten Niemöl.

Foto: Current Biology, Ribak et.al.

Wer hat sie nicht in seinem Garten? Die Rede ist von Melia azadirachta L. oder auch von Azadirachta indica. Wer etwas auf sich und sein Gärtlein hält, hat natürlich einen Niembaum gepflanzt und pflegt diesen fürsorglichst. Das wird ihm zwar nichts nützen, aber der Versuch ehrt einen.

Flott im Wuchs, erreicht dieser Baum gut und gerne 20 Meter Höhe und kann bis zu 200 Jahre alt werden. Seine Krone ist weitverzweigt und bedeckt jene Fläche an Durchmesser, die seiner Höhe entspricht. Eine Spezialität des Niembaums ist es, die Blätter bei Trockenheit abzuwerfen. Ursprünglich aus Indien, daher der Name Azad Darakhti Hindi ("der freigiebige Baum Indiens), wurde er rasch vom Menschen auf dem Planeten verteilt. In manchen Ecken des Runds, speziell in Kenia, Tansania und Uganda, wurde er zur invasiven Plage.

Bittersüße Erfahrung

Jetzt ist auch klar, warum die Pflege und Fürsorge in heimischen Gärtleins und Balkönchens zu nichts führt: Es ist in unseren Breiten einfach zu dunkel und zu kalt für die erfolgreiche Niembaumzucht. Schade, denn seine Früchte sind von besonderer Qualität. Sie schmecken bittersüß - und wenn man die Samen der Früchte ausquetscht, tropft das wertvolle Niembaumöl heraus.

Der traurige Gärtner kann sich nun helfen, indem er sich in die Gärtnerei seines Vertrauens bewegt und dort mit klaren, straff formulierten Sätzen nach Niemöl verlangt. Dieses Öl ist nämlich derzeit das hortico-politisch korrekteste Mittelchen, um gegen die Zuzler und Sauger im Tierreich vorzugehen.

Wenn Mitte Mai die Blattlausblüte ihren Höhepunkt erreicht, greift selbst der ökologisch ausgeschlafenste Demeteranbeter zum Flascherl mit Niemölemulsion darin. Weshalb? In erster Linie, weil die darin enthaltenen Stoffe von Mutter Natur synthetisiert werden.

Naturpräparat

Da wir Menschen uns von der Natur ausnehmen und damit die von uns synthetisierten Inhaltsstoffe per se immer böse sind, freuen wir uns, wenn die Natur anständige Giftpräparate in die Welt setzt, auf die wir zurückgreifen können, wenn die Blattläuse überhandnehmen.

In diesem speziellen Fall ist der Wirkstoff Azadirachtin. Er wirkt wie das Hormon Ecdyson und greift massiv in den Wachstums- und Häutungsprozess bei Gliedertieren ein. Wehe, das hätte sich ein Pharmaunternehmen ausgedacht. Aber da es ja gut, weil natürlich ist, kann man ohne jede Bedenken die Blattläuse damit in Schach halten.

Der Fachmarkt bietet eine große Auswahl dieser Naturprodukte an, häufig unter der Bezeichnung Neemöl - nach dem englischen Namen für den Baum. Nur eines darf man nicht vergessen: Auch manche der sogenannten Nützlinge sprechen entsprechend auf Niemöl an. Wird ein spannendes Rennen auf den Blättern. (Gregor Fauma, Rondo, 28.5.2015)