Recruiter kennen das: Sie bekommen eine Bewerbung, die perfekt geeignet für den Job scheint. Ausbildung, Qualifikationen und Karrierestationen passen. Doch ein Blick ins Netz genügt – und der Bewerber mutiert zum Leider-nein-Kandidaten. Denn dort finden sich offenherzige Fotos von Party-Umtrieben, die schnell suggerieren, dass der Bewerber lieber feiert als arbeitet.

"Viele Arbeitgeber googeln ihre Bewerber. Entweder sofort, wenn der Lebenslauf hereintrudelt, oder nach den ersten Gesprächen", sagt Markus Inzinger, Geschäftsführer von Otago Online Consulting. "Bei gewissen Einstellungen findet Google auch Facebook-Postings und -Profile. Also Achtung bei Posts – sie können wie ein Bumerang zurückkommen." Auch Tumblr und Google+ sind leicht auffindbar und daher mit Vorsicht zu nutzen. Gewusst, wie, können Social-Media-Plattformen wie diese aber sogar Probleme lösen. Inzinger: "Ein gutes Profil erscheint in den Suchmaschinen weit vorne – und befördert so die 'Online-Sünden' idealerweise auf die zweite Seite der Suchergebnisse. Dorthin klickt nur noch ein Bruchteil der Suchenden."

So bunt, so vielfältig, aber auch so viele Fallen. Bei Bewerbungen sollte man im Netz besonders auf seinen Auftritt achten.
Illustration: Fatih Aydogdu

Bitte nicht

Diese sieben Todsünden im Netz dürfen Bewerber auf keinen Fall begehen:

1. Über den ehemaligen Arbeitgeber lästern.

2. Peinliche Facebook-Posts und -Fotos auf "öffentlich" stellen.

3. Lächerliche Videos posten oder selbst drehen und online stellen.

4. Bewerbungen von unseriösen E-Mail-Accounts absenden: "hotchick.com" und "wunderknabe.at" sind im Business-Mail-Verkehr keine Door-Opener.

5. Eigene Websites oder Blogs mit zweifelhaften Inhalten ins Netz stellen.

6. Bei Postings mit Klarnamen unvorsichtig und unbedacht losschreiben.

7. Offenherzig gegenüber Party-Fotografen sein, die auf Events lustige Schnappschüsse machen möchten.

Vor dem Start des Bewerbungsprozesses ist es daher ratsam, sich zunächst einmal selbst zu googeln – bei Bedarf können heikle Einträge aus der Suchmaschine entfernt werden. "Wobei es schon gute Gründe braucht, um Seiten aus den Ergebnissen zu entfernen. Das Recht auf Vergessen wird Google nicht für jeden persönlichen Eintrag gelten lassen", so Inzinger. Grundsätzlich kann jede Website durch Änderungen am Server aus Google entfernt werden. Diese Einstellungen können aber nur vom Admin der Seite verändert werden.

Personal Branding

Zum Problem können auch unangenehm auffallende Namensvettern werden. Um Verwechslungen zu vermeiden, ist es daher ratsam, den Lebenslauf mit einem aktuellen Foto auszustatten. Wer sich im Bewerbungsprozess befindet, sollte auch seine Profile auf Xing und Linkedin gut pflegen. Um keine Verwirrung zu stiften, unbedingt auf übereinstimmende Informationen achten und mit privaten Inhalten sparsam umgehen.

"Zusätzlich können Bewerber eine persönliche Website erstellen und dadurch den Eindruck für den Recruiter in die gewünschte Richtung lenken", sagt Inzinger. "Einfache Systeme wie Wordpress oder andere Website-Generatoren lassen sich rasch aufsetzen. Die Chance, damit in der Suchmaschine mit dem eigenen Namen weit oben gereiht zu werden, ist hoch."

In ganz seltenen Fällen kann ein Karriereschnitzer aber sogar zum Karriereturbo mutieren. So passiert bei Sebastian Kurz, der einst mit dem Geilomobil berühmt wurde.

Schwarz macht geil!
aschermittwoch2008

Jener Mann, den so mancher Recruiter nach dem Google-Check wohl als No-Go archiviert hätte, ist heute bekanntlich Außenminister. (red, 22.5.2015)