Acht Prozent Verzinsung winken für den ersten Bauabschnitt im Brauquartier Puntigam. Baugenehmigung gibt es noch keine.

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Mit Crowdfunding kann man heute so ziemlich alles finanzieren: Start-ups und Videospiele zum Beispiel. Oder Immobilien - zumindest wenn es nach den Gründern von "Home Rocket", einer neuen Plattform für Immobilien-Crowdfunding in Deutschland und Österreich, geht. Mit zwei Projekten ging die Webseite, hinter der die Crowdfunding-Unternehmer Wolfgang Deutschmann und Peter Garber sowie der steirische Immobilienentwickler C&P stecken vergangenen Mittwoch online.

Bei Immobilien handle es sich um "die beliebteste Anlageform überhaupt", so Deutschmann. Außerdem gebe es in dem Segment Wachstum, etwa in Wien und Graz, wo sich die ersten Anlageobjekte befinden, die von C&P entwickelt werden. Ab einer Mindestsumme von 250 Euro und mit bis zu 50.000 Euro ist man als Investor dabei.

Beim Crowdfunding handle es sich um eine Win-win-Situation für alle Beteiligten, sagte Deutschmann bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Denn einerseits werde eine Bankfinanzierung für Entwickler immer schwieriger, andererseits auch die Suche nach vernünftig verzinsten Anlegerprodukten für Endkonsumenten.

Bei der Auswahl der Angebote auf der Plattform werde auf Qualität Wert gelegt, betonte Garber: "Projektentwickler müssen über langjährige Erfahrungen verfügen", sagte er. Es sei ein "positiver Track-Record" vorzuweisen und ein Gutachten einzuholen.

Ersatz für Bank

Anlegerschützer Wilhelm Rasinger rät trotzdem zur Vorsicht. Er vermutet, dass viele Unternehmen, die auf den Trend aufspringen, in Wahrheit nicht genug Eigenkapital für eine Finanzierung durch die Bank aufbringen können. Hans Jörg Ulreich, Bauträgersprecher in der Wiener Wirtschaftskammer, sieht das ähnlich. Und wenn die Eigenmittel vorhanden seien, dann würden diese durch die Crowd freigemachten Gelder in weitere Projekte und noch mehr Wachstum gesteckt, was er kritisch sieht.

Was Crowdfunding Immobilienunternehmen konkret bringen soll, können die Experten nicht erklären. Auch Markus Ritter, Vorstandsvorsitzender von C&P Immobilien räumt ein, dass es relativ teuer ist: "Wenn wir es selbst finanzieren, dann ist es billiger." Das Projekt Brauquartier Puntigam in Graz verspricht eine Verzinsung von acht Prozent im Jahr über eine Laufzeit von drei Jahren. Baugenehmigung gibt es aber noch keine. Zehn Prozent Erfolgsprovision müssen vom Entwickler an die Plattformbetreiber bezahlt werden. Daher gibt es Höchstgrenzen, die über die Crowd lukriert werden können. In Graz sind es 1,5 Millionen Euro - wenig also in Relation zum Gesamtvolumen.

Internationaler Trend

Bei Conda, einer Crowdfundingplattform für Unternehmensfinanzierung, beobachtet man die Konkurrenz genau. "Es wundert mich nicht, dass es Immobilien-Crowdfunding zunehmend auch in Österreich gibt", sagt Geschäftsführer Daniel Horak. Es handle sich dabei um einen internationalen Trend. Conda werde von Immobilien-Crowdfunding aber die Finger lassen.

"Solche Plattformen bekommen mehr Aufmerksamkeit als Geld", betont Rasinger. Bei allzu optimistischen Renditeversprechungen winkt er ab: "Die Stunde der Wahrheit ist, wenn man das Geld zurückzahlen muss." Das Risiko, sein ganzes Geld zu verlieren, gibt es. Manche Anleger würden zwar vielleicht auf ihre Rechnung kommen, im großen Stil sei das jedoch nicht vorstellbar. "Aber ich lasse mich gern eines Besseren belehren", so Rasinger. "Das ist nur noch keinem gelungen." (Franziska Zoidl, 23.5.2015)