Berlin – "Wir schämen uns." Mit diesen Worten hat die Landessprecherin der Berliner Grünen, Bettina Jarasch, nun eingeräumt, dass in ihrem Landesverband früher Buben von Pädophilen missbraucht worden sind. Das sei bis in die 90er-Jahre hinein geschehen. Die Zahl der Opfer ist allerdings unklar.

Grünes Gedankengut und Verständnis für Pädophile, dies lag in der Gründungsphase der deutschen Ökopartei in den 80er-Jahren nicht weit auseinander. Manche, die sich in der jungen Bewegung engagierten, wollten auch in der Begegnung mit Kindern "neue Wege" gehen. Im Vorjahr hatte die Bundespartei mit der Aufarbeitung dieser dunklen Vergangenheit begonnen. Der Göttinger Parteienforscher Franz Walter fand heraus, dass es in der Anfangszeit der Grünen viele Verbindungen gegeben hatte.

Jahrelanger Missbrauch

Der Berliner Landesverband, der damals schon als besonders links galt, ging danach noch einen Schritt weiter und setzte eine eigene Kommission für die Aufklärung in den Berliner Reihen ein. Das Ergebnis schockiert nun die Parteispitze. In Berlin konnten Pädophile nicht nur ihren Wunsch nach Straffreiheit für Sex mit Kindern propagieren. Es wurden jahrelang Buben missbraucht.

So hat ein Mann 1981 das Heftchen "Pädopower" herausgegeben und sich als Kandidat der Alternativen Liste (Vorgängerin der Grünen) aufstellen lassen. Er saß zu dieser Zeit wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern in Haft.

Alle Täter bereits verstorben

1993 gründete ein mehrfach wegen Kindesmissbrauchs vorbestrafter Mann den Gesprächskreis "Jung und Alt" und lud zum Zelten am Müggelsee ein. Zahlreiche Buben sollen in einer Kreuzberger Freizeiteinrichtung missbraucht worden sein. Die Täter sind alle bereits verstorben.

"Es ist schwer auszuhalten, aber es gab Täter unter den Grünen", sagt der Grünen-Abgeordnete Thomas Birk, der auch Mitglied der Untersuchungskommission ist. Landessprecherin Jarasch forderte Opfer auf, sich zu melden. Erst 1995 verloren die pädophilen Aktivisten bei den Grünen an Einfluss. (bau, 22.5.2015)