Der Fall von Palmyra wirft ein Schlaglicht auf die völlig ausweglose Situation in Syrien: Dutzende "syrische Soldaten" und Zivilisten seien bei der Einnahme durch den "Islamischen Staat" (IS) getötet worden, heißt es in den Agenturen. Die Sympathien der Medienkonsumenten und -konsumentinnen gelten wohl zum überwältigenden Teil den Besiegten. Das sind jedoch genau die gleichen Soldaten, die das Assad-Regime verteidigen - das ein ebenso überwältigender Teil der öffentlichen Meinung stürzen sehen will.

Palmyra, wo nach Ausbruch des Aufstands in Syrien Unruhen stattfanden und niedergeschlagen wurden, ist nun einmal mehr Opfer: Diese Art der "Befreiung" haben sich nur wenige gewünscht. Die Assad-Armee, die überstürzt abgezogen sein dürfte und die Stadt ihrem Schicksal überließ, ist vom Unterdrücker zum Verräter mutiert. Dazu haben die Bewohner neben dem IS selbst auch die Regime-Luftangriffe gegen den IS zu fürchten.

Das Assad-Regime hat zuletzt massiv an Terrain verloren, nicht nur an den IS, sondern auch an die Nusra-Front, die immerhin zu Al-Kaida gehört. Aber die größte Gefährdung für Assad geht wahrscheinlich von der kolportierten wachsenden Unzufriedenheit in der Armee aus. Viele sollen sich nur mehr als Kanonenfutter sehen - um jemanden an der Macht zu halten, den sie sich letztlich auch nicht selbst ausgesucht haben. (Gudrun Harrer, 22.5.2015)