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Jurist Andrzej Duda inszenierte sich als dynamische Alternative zum bisherigen Amtsinhaber Bronislaw Komorowski.

Foto: AP/Sokolowski

Andrzej Duda, der am Sonntag die Präsidentschaftswahlen in Polen gewonnen hat, kannte vor einem halben Jahr noch kaum jemand. Alle Umfragen hatten damals noch den bisherigen Amtsinhaber Bronislaw Komorowski von der liberalkonservativen Bürgerplattform (PO) vorne gesehen. Doch dem erfahrenen Wahlkampfstab der rechtsnationalen Partei "Recht und Gerechtigkeit" (PiS) gelang es innerhalb weniger Monate, aus dem politischen Nobody nun das Staatsoberhaupt Polens zu machen.

Jung wirkt der 42-jährige Jurist aus Krakau, smart und dynamisch. Anders als sein meist grimmig dreinblickender Parteichef Jaroslaw Kaczyński weckte er bei den Wählern keine Angst vor einer Rückkehr der rechtsnationalen Partei an die Macht. Ganz bewusst erinnerte Duda in seinem Wahlkampf nur selten an den 2010 bei einem Flugzeugunglück umgekommenen Präsidenten Lech Kaczyński, den Zwillingsbruder des PiS-Chefs. Nach dessen Tod hatte Jaroslaw Kaczyński die Nachfolge seines Bruders angestrebt, die Wahlen aber gegen Komorowski verloren.

Papst als ethische Autorität

Duda selbst legte eine PiS-Bilderbuch-Karriere hin. Der Professorensohn war in seiner Jugend Messdiener und Pfadfinder, studierte Jura an der Jagiellonen-Universität in Krakau, machte seinen Doktor, begann eine wissenschaftliche Laufbahn, bis er der PiS beitrat und als damals 33-Jähriger zunächst den Posten des Vizejustizministers übernahm und schließlich Staatssekretär im Präsidialamt unter Lech Kaczyński wurde. Nach dessen Tod wurde Duda erst PiS-Abgeordneter im Sejm, dem polnischen Abgeordnetenhaus, und ab 2014 Abgeordneter im Europäischen Parlament. Verheiratet ist der Vater einer erwachsenen Tochter mit einer Deutschlehrerin.

Im Wahlkampf punktete er mit sozialen Themen, die zwar nicht zum Kompetenzbereich des polnischen Präsidenten gehören, aber den Nerv der Zeit trafen. Viele Polen haben Angst vor dem sozialen Abstieg. Duda versprach einen höheren Steuerfreibetrag, mehr Kindergeld, die Herabsetzung des Pensionseintrittsalters. Wie die Reformen bezahlt werden sollen, erklärte er nicht. Dafür milderte er die Radikalpositionen seiner Partei zur Gleichberechtigung von Mann und Frau, Gewaltverhütung in der Familie, In-vitro-Befruchtung und zu homosexuellen Partnerschaften ab. Bei Nachfragen verwies er ausweichend auf den verstorbenen Papst Johannes Paul II., der für ihn Autorität in ethischen Fragen sei. (Gabriele Lesser, 26.5.2015)