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Parmas Bürgermeister Federico Pizzarotti hat es nicht immer leicht mit Parteichef Beppe Grillo.

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Beppe Grillo, einst gefeierter Komiker, gilt als Enfant terrible der italienischen Politik. Nun dürften ihm die Jungen den Rang ablaufen.

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STANDARD: Am Wochenende finden in Italien Regionalwahlen statt. Wie wird Beppe Grillos Protestbewegung dabei abschneiden?

Pizzarotti: Wir wurden erst vor fünf Jahren gegründet, wir sind lokal noch nicht stark verwurzelt. Zwar haben wir auf nationaler Ebene laut Umfragen eine Zustimmung von 22 Prozent und sind damit die Zweitstärksten nach dem regierenden Partito Democratico (PD). Doch auf regionaler Ebene erwarte ich mir bestenfalls 15 Prozent.

STANDARD: Könnte ein "Grillino" in einer Region gewinnen?

Pizzarotti: Nur durch die Schwäche unserer Gegner, etwa in Ligurien, wo der PD zwar seine eigene Kandidatin hat, wo es aber auch einen Gegenkandidaten von PD-Abtrünnigen gibt. Oder in Kampanien, wo der PD-Kandidat nicht gerade einen guten Ruf hat. Und in Apulien macht sich Berlusconis Forza Italia selbst Konkurrenz.

STANDARD: Beppe Grillo hat zuletzt vergleichsweise leisere Töne angeschlagen, lässt weniger von sich hören. Werten Sie das als Signal für seinen Rückzug?

Pizzarotti: Ja, ich sehe das als deutliches Zeichen für Politikmüdigkeit. Heute sind nicht mehr Ideologien gefragt, sondern nur noch Pragmatismus. Auch sind heute nicht mehr er, sondern die jüngeren M5S-Abgeordneten im Mittelpunkt des politischen Geschehens.

STANDARD: Sie hatten zuletzt mehrere Divergenzen mit Grillo und wurden von diesem des Öfteren "ad acta" gelegt. Spielen Sie mit dem Gedanken, aus der Bewegung auszutreten?

Pizzarotti: Nein, ich bleibe beim Movimento 5 Stelle.

STANDARD: Wollen Sie in zwei Jahren wieder Bürgermeister werden?

Pizzarotti: Ich werde mir das in den kommenden zwölf Monaten gründlich überlegen.

STANDARD: Was waren bisher Ihre größten Erfolge als Bürgermeister?

Pizzarotti: Die Einführung der Mülltrennung. Wir sind damit im Land tonangebend. Auch finanziell habe ich Erfolge erzielt: Parma hatte, als ich 2012 Bürgermeister wurde, 860 Millionen Euro Schulden. Es gelang mir, diese auf 500 Millionen Euro zu senken. Auch haben wir durch die Lancierung des Verdi-Festivals oder durch die Werbekampagne als "Gourmethauptstadt" die Nächtigungszahlen von Touristen trotz Krise um zehn Prozent erhöht.

STANDARD: Und was waren Ihre größten Misserfolge?

Pizzarotti: Zweifellos die Tatsache, dass ich die Müllverbrennungsanlage – trotz meines Widerstands und trotz des Protests eines Großteils der Bevölkerung – fertigstellen musste. Aber es ist eine große Genugtuung, dass die Anlage infolge der erfolgreichen Mülltrennungskampagne nur zu 50 Prozent genutzt wird.

STANDARD: Bei landesweiten Neuwahlen könnte der M5S als derzeit zweitstärkste Partei in die Regierung kommen. Welcher Ministerposten würde Ihnen zusagen?

Pizzarotti: Das Einzige, wovon ich etwas verstehe, ist Innovation. (27.5.2015)