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Ada Colau soll Barcelonas nächste Bürgermeisterin werden.

Foto: REUTERS/Albert Gea

Als "noch eine Person und noch keine Persönlichkeit" beschreibt El País Barcelonas künftige Bürgermeisterin Ada Colau. Die 41-Jährige gewann mit der von ihr ins Leben gerufenen Bürgerliste "Barcelona en Común" (Barcelona gemeinsam) die Stadtratswahlen am Sonntag.

Die ehemalige Hausbesetzerin ist das Gesicht der Proteste gegen Delogierungen derer, die im Laufe der Krise ihre Wohnungskredite nicht mehr abbezahlen konnten. Ob Demonstrationen oder Blockaden vor den Wohnungen der Betroffenen gegen Polizei und Justizbehörde: Colau steht seit Jahren in der ersten Reihe.

Banker als "Kriminelle"

Die Mutter eines kleinen Kindes wurde spanienweit bekannt, als sie bei einer Parlamentsanhörung Banker als "Kriminelle" bezeichnete. Colau und ihre Initiative gegen die Zwangsräumungen (PAH) hatte 1,4 Millionen Unterschriften für einen Gesetzesentwurf gesammelt, der vorsah, dass, wer nicht mehr zahlen kann, die Wohnung zurückgibt und die Schulden erlassen bekommt.

Die konservative Regierung von Premier Mariano Rajoy stimmte das Vorhaben nieder. Die Schuldner landen weiterhin auf der Straße und müssen dennoch die Restschulden begleichen. Colau beschloss daraufhin, selbst in die Politik zu gehen.

Gegen Irakkrieg und Globalisierung

Aufgewachsen in einer Mittelschichtfamilie, mit der es wirtschaftlich zusehends bergab ging, machte sie ihre ersten politischen Schritte in der Bewegung gegen den Irakkrieg und gegen die Globalisierung. Bei der Hausbesetzerbewegung entwickelte sie ihr Interesse für die Problematik der Wohnungsnot. Als "hausbesetzende Nachbarin" und nicht als die "Besetzerin aus der Nachbarschaft" verstand sie sich in jenen zwei Jahren, in denen sie in einer ausgedienten Polizeikaserne lebte.

Jetzt will die Studienabbrecherin in Philosophie Barcelona grundlegend verändern. Die Verwaltung soll transparenter, die Schulden der Gemeinde genau untersucht, Privatisierungen - wie die der Wasserversorgung - rückgängig gemacht werden. Es soll sozial gerechter zugehen.

Keine Zwangsräumungen mehr?

Zwangsräumungen will sie verhindern, indem die Stadtverwaltung Druck auf die Banken ausübt. Wer auf der Straße landet, soll von der Gemeinde eine Wohnung zugeteilt bekommen.

Leicht wird das Regieren nicht. Colaus "BComú" ist zwar die stärkste Partei im Stadtrat, doch weit von einer absoluten Mehrheit entfernt. "Niemand braucht Angst vor uns zu haben. Wir wollen, dass der Hunger und die Korruption zittern", erklärte sie in der Wahlnacht. (Reiner Wandler, 28.5.2015)