Der Regen macht nach drei Tagen eine Pause, es ist tropisch warm im Zelt, das nach Polyester riecht, ein gelber Generator brummt und bildet gleichzeitig den einzigen Farbfleck in dem weißen Zelt mit acht grauen Feldbetten und acht eisernen Schließfächern. Der hochgewachsene Iraker Omar lebt hier mit sieben hauptsächlich aus Syrien geflohenen jungen Männern. Er übernimmt das Gespräch, weil die anderen unerkannt bleiben wollen.

Die Eltern glauben, ihre Söhne führen ein gutes Leben in Österreich

Zu groß ist die Scham und die Angst, von Verwandten daheim in einem Zelt gesehen zu werden. Ihnen haben sie erzählt, sie hätten begonnen, sich ein schönes Leben in Österreich aufzubauen, in einer Wohnung oder sogar einem Haus. Weil trotz genug bestehender Unterkünfte - zählt man beispielsweise die von Verteidigungsminister Gerald Klug angebotenen Kasernen dazu - ein Notstand herrschte, bringt die Polizeidirektion Linz seit rund zwei Wochen 96 Flüchtlinge in Katastrophenschutzzelten unter, eine Übergangslösung, wie alle Beteiligten immer wieder betonen.

derstandard.at/von usslar

Den Zustand wollen über hundert Linzer nicht hinnehmen und trafen sich am Dienstag zu einem Flashmob. Samt Zelten übernahmen sie für eine Stunde den Linzer Hauptplatz und pfiffen die Verantwortlichen mit Trillerpfeifen aus. Wer allerdings wirklich für diesen Planungsfehler verantwortlich ist, weiß keiner.

Vereinfacht heißt das: Die Innenministerin sieht mangelnde Solidarität bei den Bürgermeistern - in den Rathäusern klagt man darüber, dass entweder die Quote schon erfüllt und der Bund nun dran sei oder der bürokratische Aufwand zu hoch und komplex, um bei höherem Flüchtlingsaufkommen schnell reagieren zu können. (Maria von Usslar, 26.5.2015)