Wer Fotos auf Instagram veröffentlicht, könnte ohne sein Wissen in einer Galerie in den USA ausgestellt worden sein. Und noch mehr: die Fotos wurden nun auf der Kunstmesse Frieze um 90.000 US-Dollar verkauft. Vom Geld sehen die Urheber jedoch nichts. Fotograf und Maler Richard Prince hat sich für seine "New Portraits" bei den Aufnahmen fremder Instagram-Nutzer bedient.
Kritik
Die Screenshots hat Prince auf große Leinwände gedruckt. Da viele leicht bekleidete Frauen in expliziten Posen abgebildet sind, haben die Arbeiten bereits zuvor für Aufsehen gesorgt und wurden als frauenfeindlich kritisiert, berichtet "Vulture". Nichts desto trotz wurden die Werke auf der Kunstmesse um 90.000 Dollar pro Stück verkauft.
Die Urheber der Fotos dürften nicht informiert oder gefragt worden sein. Das berichtet unter anderem Instagram-Nutzerin doedeere, deren Foto ebenfalls auf der Kunstmesse landete. Die Wogen gingen auch auf Twitter hoch, wo mehrere Nutzer Prince des Diebstahls und der Urheberrechtsverletzung beschuldigten. Viele dieser Meldungen retweetete der Künstler unter seinem Account.
Prince verwendet für seine Arbeiten öfter Fotos aus Magazinen, Büchern oder Anzeigen. Dafür wurde er laut "Washington Post" bereits einmal verklagt. Im Berufungsverfahren gewann Prince den Streit, da das Gericht seine Arbeiten als "umgestaltend" und nicht urheberrechtsverletzend ansah. Dieses Argument könnte auch bei den "New Portraits" zum Zug kommen. Zwar hat der Künstler an den Fotos selbst nichts geändert, jedoch eigene Kommentare hinzugefügt.
Gegenaktion
Ob betroffene Nutzer bereits geklagt haben, ist nicht bekannt. Auch nehmen es einige durchaus mit Humor. Die Betreiber von SuicideGirls etwa – eine Plattform für "alternative Pin-Ups" - sehen keinen Grund zu rechtlichen Schritten, da ihre Fotos ständig geklaut würden, heißt es in einem Blogeintrag. Nur für den hohen Preis hätten sie kein Verständnis und verkaufen dieselben Aufnahmen auf Leinwand gedruckt nun im eigenen Shop um 90 Dollar statt 90.000. Den Erlös wollen sie der Bürgerrechtsorganisation Electronic Frontier Foundation spenden. (Birgit Riegler, 31.5.2015)