Bild nicht mehr verfügbar.

Von der Weißnasenkrankheit befallene Fledermaus.

Foto: Ryan von Linden/N.Y. Department of Environmental Conservation

London/Greifswald - Der Pilz Pseudogymnoascus destructans verursacht in den USA und in Kanada seit einigen Jahren ein Massensterben von Fledermäusen. Er löst bei den Tieren das sogenannte White-Nose-Syndrom (WNS), auch Weißnasenkrankheit genannt, aus. Ein internationales Forscherteam konnte nun in "Current Biology" eine genetische Verbindung nachweisen, die eine europäische Herkunft des Pilzes belegt.

Das White-Nose-Syndrom (WSN) wurde erstmals im Jahr 2006 bei Fledermäusen in Nordamerika festgestellt wurde. Laut Schätzungen starben seither mehr als sechs Millionen Tiere an dieser Krankheit: Die Mykose durch Pseudogymnoascus (Geomyces) destructans befällt vor allem die Nasenregion, aber auch Ohren und Flügel von überwinternden Fledermäusen. Da die erkrankten Tiere untergewichtig sind, fehlen ihnen die für den Winterschlaf und das Überleben danach notwendigen Fettreserven.

Der Pilz hat sich schnell in der gesamten Region verbreitet, manche Populationen wurden nahezu vollständig ausgelöscht. Bisher gibt es weder Behandlungsmethoden noch eine andere Möglichkeit, die Krankheit aufzuhalten. Forscher vermuteten bereits seit längerem, dass der Pilz aus Europa stammt und durch menschliche Aktivität nach Nordamerika eingeschleppt wurde.

Triebfeder Globalisierung

In der aktuellen Studie wurde nun die Herkunft von Pseudogymnoascus destructans auf molekularer Ebene untersucht. Das Ergebnis: In europäischen Fledermauspopulationen wurde im Vergleich zu nordamerikanischen Populationen eine größere Vielfalt des Pilzes festgestellt. Das beweise seine lange Präsenz in Europa und unterstützte die These, dass der Pilz von Europa in die östliche Region der USA eingeführt wurde, so die Forscher.

"Angesichts der Tatsache, dass keine Fledermaus zwischen Nordamerika und Europa migriert, ist es sehr wahrscheinlich, dass der Pilz durch anthropogene Aktivitäten in Nordamerika eingeführt wurde", sagte Erstautorin Stefania Leopardi vom Royal Veterinary College in London.

Die Einfuhr neuer Erreger stelle eine unerwünschte Folge der Globalisierung dar. "Bei europäischen Fledermäusen führt der Pilz nicht zu dem gleichen Massensterben wie in Nordamerika. Einheimische, europäische Fledermäuse sind anscheinend resistent, was sich aus der Koevolution mit dem pathogenen Pilz ergibt", so Leopardi.

Umfangreiche Bedrohung

Dies ist nach Ansicht der Forscher ein weiterer wesentlicher Faktor dafür, dass Europa als Herkunft des Erregers vermutet werden kann. Die Forscher hoffen, dem Verständnis der Entstehung dieser verheerenden Krankheit damit einen Schritt näher gekommen zu sein.

Das White-Nose-Syndrom hat nicht nur drastische Auswirkungen auf die Fledermauspopulationen, sondern für das gesamte Ökosystem einer Region. Bei überwinternden Fledermäusen in Nordamerika handelt es sich größtenteils um insektenfressende Fledermäuse, die eine wesentliche Rolle im Bereich der Insekten- und Schädlingsbekämpfung sowie der Bestäubung von Pflanzen spielen. (red, 31.5.2015)