Die geologische Formation Siloe Patera, hier links unterhalb der Bildmitte, besteht eigentlich aus zwei Kratern. Der Grund des inneren Kraters liegt etwa 2.400 Meter unter der umgebenden Ebene. Die untere Aufnahme zeigt Siloe Patera aus einer seitlichen Perspektive.

Foto: ESA/DLR/FU Berlin
Foto: ESA/DLR/FU Berlin

Das Bild zeigt jenen Teil der Region Arabia Terra, der von der High Resolution Stereo Camera am 26. November 2014 aufgenommen wurde. Der fragliche Krater befindet sich in der Bildmitte.

Illu.: NASA MGS MOLA Science Team

Berlin - Die Existenz von Supervulkanen wie jenem unter dem Yellowstone Nationalpark im US-Bundesstaat Wyoming könnte nicht nur auf die Erde beschränkt sein. Aufnahmen der "Mars-Express"-Sonde der ESA vom vergangenen November zeigen rund 40 Kilometer große Strukturen, die einige Wissenschafter für einen großen Vulkankomplex halten. Falls der Doppelkrater tatsächlich ein Supervulkan ist, dann liegt sein Ausbruch bereits Milliarden Jahre zurück.

Die aktuellen Bilder der hochauflösenden Stereokamera HRSC an Bord von "Mars Express" zeigen einen Teil der Region Arabia Terra, etwa 35 Grad nördlich des Marsäquators und wenige Grad östlich des Nullmeridians. Eine spezielle Formation, die dort zu erkennen ist, sorgt in der Fachwelt für einige Diskussionen. Die nahezu kreisrunde Vertiefung trägt den Namen Siloe Patera, ist etwa 40 Kilometer lang und 30 Kilometer breit. Benannt ist die Struktur nach dem kastilischen Bildhauer und Architekten Diego de Siloé (1495 bis 1563).

In der Vertiefung befindet sich eine weitere, ebenfalls runde Senke. Einige Forscher halten diese geologische Struktur sowie einige ihr ähnliche Formen in dieser Marsregion für Calderen von sehr flachen Vulkankomplexen - in ihrer Form ähneln diese Vulkane den wenigen Supervulkanen auf der Erde.

Katastrophale Ausbrüche

Supervulkane bilden bei ihren außerordentlich explosiven Ausbrüchen keinen Vulkankegel, sondern große Einsturzkessel, sogenannte Calderen. Die Magmakammer, die sich unter dem Vulkangebiet befindet, ist im Vergleich zu normalen Vulkanen sehr groß. Ausbrüche von Supervulkanen auf der Erde sind selten und wurden in historischer Zeit noch nicht beobachtet. Doch weiß man, dass ihre Auswirkungen katastrophal und regional weiträumig sind.

Siloe Patera zeigt einige typische Merkmale von terrestrischen Supervulkanen: Es gibt Spuren von Rissen im Boden, das Gebiet ist relativ flach und es finden sich zerfetzte, geschichtete Ablagerungen. Außerdem fehlen Siloe Patera einige der typischen Merkmale eines Einschlagskraters wie ein Zentralberg. Darüber hinaus besitzt er auch keinen hohen Kraterrand, doch der könnte auch von der Erosion beseitigt worden sein.

Die größte Vertiefung von Siloe Patera reicht 1750 Meter unter die den Krater umgebenden Ebenen, die etwas flachere Vertiefung führt weitere rund 700 Meter in die Tiefe. Die Flanken der innenliegenden, kleineren Vertiefung sind sehr steil. Das ist zwar untypisch für eine Einschlagsstruktur, könnte andererseits aber durch einen späteren, kleineren Einschlag in den schon vorhandenen größeren Krater verursacht worden sein.

Vulkane und das frühe Marsklima

Als weiteres Argument der Verfechter der Supervulkan-These gelten die in der Äquatorregion weit verbreitet auftretenden zerfetzten Ablagerungen von feinkörnigem, geschichteten sulfathaltigem Gestein und Tonmineralen, die durch die Gewalt der Explosion vielleicht über ganz Arabia Terra verteilt wurden; ihr Vorkommen konnte noch nicht schlüssig erklärt werden. Trotzdem könnte die Idee enormer vulkanischer Zentren die Entstehung solcher Ablagerungen und gleichzeitig die Perioden globaler Erwärmung auf dem Mars erklären. (red, 27.5.2015)