Innsbruck/Wien - Pilzinfektionen sind ein großes Problem in Krankenhäusern - speziell bei Patienten, deren Immunsystem geschwächt ist. Ein neues Christian Doppler (CD)-Labor an der Medizinischen Universität Innsbruck (MUI) widmet sich nun dieser Problematik. Dabei stehen nicht nur Diagnose und Therapie im Fokus, sondern auch die Prävention, etwa durch die Entwicklung neuartiger keimhemmender Oberflächen.

In europäischen Kliniken erkrankt im Schnitt jeder 14. Patient an einer Infektion, das sind vier Millionen Menschen jährlich. Neben Bakterien und Viren zählen auch Pilze zu den wichtigsten Pathogenen, wobei zwischen Hefepilzen und Schimmelpilzen unterschieden wird.

Problematische Schimmelpilze

Speziell Infektionen durch Schimmelpilze seien sehr schwierig zu diagnostizieren, sie würden häufig bei Patienten mit Immunsupression auftreten, erklärte die Leiterin des CD-Labors für invasive Pilzinfektionen, Cornelia Lass-Flörl. Relativ häufig waren bisher Infektionen mit Schimmelpilzen der Gattung Aspergillus, diese habe man mittlerweile ganz gut im Griff. "Seit einiger Zeit sehen wir aber weltweit, auch in Österreich, eine Zunahme von Mucormycosen, die durch Schimmelpilze der Gattung Mucorales verursacht werden", so die Expertin.

Die Pilze gelangen durch Einatmen in die Lunge und können von dort über das Blut zu anderen Organen gelangen. Im CD-Labor wollen die Wissenschafter die Pathogenese dieser Infektionen verstehen. "Wir wollen wissen, warum dieser Pilz plötzlich so dominant vorhanden ist", sagte Lass-Flörl. Zudem soll gemeinsam mit den Industriepartnern an Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten gearbeitet sowie durch verschiedene Präventionsansätze die Ausbreitung verhindert werden.

Langfristige Infektionsquellen

Keime von Patienten oder aus der Umgebung des Krankenhauses können das patientennahe Umfeld kontaminieren, über Wochen bis Monate auf trockenen Oberflächen überleben und so über direkte oder indirekte Kontakte wieder zur Infektionsquelle werden. Gemeinsam mit einem auf Möbel- und Innenausbau spezialisierten Unternehmen, das antimikrobiell wirkende Oberflächen entwickelt hat, will man im CD-Labor untersuchen, wie effektiv die verschiedenen vorhandenen Flächen in der Abtötung von Bakterien, Viren und Pilzen sind.

"Sobald wir das herausgefunden haben, wollen wir eine klinische Studie im Krankenhaus machen", sagte Lass-Flörl. Eine Station soll dabei mit diesen antimikrobiell wirkenden Oberflächen ausgerüstet und die Infektionsraten mit einer herkömmlichen Station verglichen werden. Für die keimtötende Wirkung der Oberflächen würden mehrere Ansätze verfolgt. Dazu zählen physikalische Veränderungen der Oberfläche, der Einbau bestimmter Metalle sowie Nanostrukturen.

Ziel der CD-Laboratorien ist die Förderung der anwendungsorientierten Grundlagenforschung und der Brückenschlag zwischen Universitäten und der Wirtschaft. Jedes der maximal sieben Jahre bestehenden Labors wird zur Hälfte von Industrie-Partnern finanziert, die andere Hälfte übernimmt die aus öffentlichen Mitteln gespeiste gemeinnützige Christian Doppler Forschungsgesellschaft (CDG). (APA, 31.5.2015)