Bild nicht mehr verfügbar.

Sowohl beim Alkohol als auch beim Rauchen müssen die Regierungen weiter regulieren, so Gesundheitsexperte Martin McKee.

Foto: APA/dpa/Oliver Berg

Die Öffentliche Gesundheit wird zunehmend zu einer Art Lebensstilmedizin. "Informationskampagnen helfen wenig. Preis- und Steuerpolitik, strikte Verbote, zum Beispiel beim Tabak, und Überwachung der Produzenten sind die Mittel gegen Junkfood, Alkohol und Tabak", sagte jetzt der Präsident der Europäischen Gesellschaft für Öffentliche Gesundheit, Martin McKee.

Alte und neue Gefahren

McKee, Public Health-Experte an der London School of Hygiene and Tropical Medicine, hielt am Donnerstag den Eröffnungsvortrag bei der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für PublicHealth in St. Pölten. Er betonte in einem Interview am Rande der Tagung sowohl die Bedeutung "alter" Gefahren als auch jene von Lifestyle-Faktoren in der globalisierten Gesellschaft.

"Die Infektionskrankheiten sind nicht verschwunden. Das hat uns Ebola gerade erst wieder gezeigt. Hinzu kommt, dass wir mit Antibiotika-Resistenzen bei Bakterien ein sehr großes Problem haben", sagte McKee.

Doch ebenso relevant seien die Risiken durch falschen Lebensstil, falsche Ernährung, Alkohol und das Rauchen. "Beim Zurückdrängen des Rauchens sind Staaten wie Großbritannien und Irland voraus. Die geplante neue Gesetzgebung in Österreich kann man nur begrüßen." Schließlich gebe es hier und auch in Deutschland noch vieles aufzuholen.

Etwa wie in Großbritannien Zigaretten nur noch in standardisierten Packungen ohne Logo etc. zu verkaufen. "In Australien hat sich dieses Marken-Verbot bereits als effiziente Maßnahme erwiesen", sagte McKee.

Alkohol und Rauchen

Der zweite wichtige Punkt sei der Alkohol. Auch dort müsse mit Preis- und Steuerpolitik, Werbebeschränkungen und anderen regulatorischen Maßnahmen reagiert werden. "In Europa sterben noch immer jede Menge Leute an Alkohol. Oft sind alkoholische Getränke billiger als andere Getränke", so der Experte.

Die Alkoholindustrie versuche, die wissenschaftlichen Beweise für die Schädlichkeit zu beeinflussen. "Das läuft ganz ähnlich wie beim Tabak ab. Man sagt, man unterstützt Informationskampagnen, um Kinder vom Alkohol fernzuhalten. Im Endeffekt lernen die Kinder damit, dass Alkohol gut für Erwachsene ist", so McKee.

In Sachen Nikotin bzw. Rauchen hat sich in den vergangenen Jahren weltweit eine Milliarden-Industrie für E-Zigaretten und ähnliche Produkte etabliert. "Es gibt keinen wissenschaftlichen Hinweis dafür, dass rauchfreie 'Zigaretten' Personen beim Verzicht auf den Tabak unterstützen" sagt McKee.

Auch zur Langzeitsicherheit gebe es noch keine Studien. Großbritannien, Kanada, die USA und Australien würden "E-Zigaretten & Co." wenn überhaupt, dann nur unter den strikten Regeln für Produkte wie Arzneimittel zulassen. (APA, derStandard.at, 29.5.2015)