STANDARD: Wie entstand die Idee zu „Extant“?
Fisher: Nach zwölf Jahren des Schreibens, Regie führens und Produzierens ging ich vor drei Jahren nach Los Angeles, um Fernsehen zu machen. Ich begann damit, meine Lieblingsserien zu analysieren – Szene für Szene. Ich trainierte so besessen wie Rocky, der im Kühlhaus gegen totes Fleisch hämmerte. Als ich fertig war, schrieb ich meine erste Folge, und sie war ok. Doch danach schrieb ich die Serie, die ich selbst gerne sehen würde: über eine Astronautin, die von einer Einzelmission schwanger heimkehrt und die Welt für immer verändert. Ich reichte das Skript ein. Mein Agent schlug vor, damit zu Steven Spielberg zu gehen.

CBS-Trailer zur ersten Staffel von "Extant".
TV Trailers

STANDARD: Spielberg produzierte. Wie sehr hat er sich eingebracht?
Fisher: Steven gab eine Menge Input in der frühen Phase der Entstehung. Einer der coolsten Momente mit dem Mann über Science-fiction-Ideen zu brainstormen, der für Close Encounters und E.T. verantwortlich ist. Darüber hinaus gab er uns viel Input zu Design, Script, Schnitt und Musik. Und irgendwie prägte sich seine DNA in unsere Arbeit ein.

STANDARD: Wann stand Halle Berry als Hauptdarstellerin fest?
Fisher: Halle bekam das Skript von ihrer Produzentin Elaine Goldsmith-Thomas noch bevor wir begannen, die Show zu pitchen. Zu unserem Glück war sie sofort interessiert. Von da an sahen wir in der Figur niemanden anderen. Sie hat alle Eigenschaften, die wir für diesen Charakter wollten, Strenge, Intelligenz, aber genauso Emotionalität. Wir entschieden uns in Los Angeles zu drehen, um Rücksicht auf ihre Pläne und ihr Familienleben zu nehmen. Die Crew war begeistert.

Interview mit Halle Berry in der CBS-Morgenshow.
CBS This Morning

STANDARD: Und was ist die Idee hinter „Extant“? Auf der Suche nach mehr Menschlichkeit?
Fisher: In Extant geht es um die große Frage, was es bedeutet, ein Mensch zu sein. Sind wir nur eine Ansammlung unserer Erfahrungen, Gedanken und Ideen oder gibt es etwas Göttlicheres in uns? Haben wir eine Seele? Muss man Mensch sein, um menschlich zu sein? Mollys Schicksal ermöglicht uns, in all diese Fragen vorzudringen – in einer Weise, die hoffentlich emotional verlockend ist, gleichzeitig zum Denken anregt und schlussendlich einfach Spaß macht.

Die Astronautin Molly (Halle Berry) war ein Jahr allein im Weltraum unterwegs. Als sie zurück kommt, ist sie schwanger.
Foto: ORF

STANDARD: Wo holten Sie Ihr Wissen über Raumfahrt?
Fisher: Wir hatten einige Experten für Fragen zu Zukunftstechnologien. Der wichtigste Berater war aber Cady Coleman, eine ehemalige Astronautin, die zwei Shuttlemissionen begleitete und sieben Monate an Bord der ISS war. Sie verbrachte viel Zeit mit Halle, erzählte ihr Leben. Während des Drehs telefonierten wir viel. Interessant war, dass wir viel mehr über die persönlichen, emotionalen Aspekte ihrer Arbeit sprachen als über technische Details.

Kein Wunder, dass Molly zum Davonlaufen ist.
Foto: ORF

STANDARD: Die zweite Staffel ist schon fixiert. Wie geht die Story weiter?
Fisher: Die zweite Staffel entwickelt viele Ideen aus der ersten weiter. Wir waren nicht sicher, ob es weiter gehen würde, also gaben wir der ersten Saison ein zufriedenstellendes Ende, aber auch eines, mit dem wir weiter arbeiten könnten, wenn wir die Chance bekämen. Wer die erste Staffel nicht gesehen hat, kann bei der zweiten sofort einsteigen und wird in einer Minute oder zwei voll dabei sein.

STANDARD: Ihre drei TV-Favoriten?
Fisher: Derzeit Game of Thrones, wegen der faszinierenden Welt von George R.R. Martin und der Serienautoren, wie sie ihre Geschichten wie Novellen erzählen, der Reichtum der Charaktere. Aus demselben Grund liebe ich Better Call Saul. Und schließlich The Twilight Zone. Rod Serling ist mein Held unter den Autoren. (Doris Priesching, 30.5.2015)