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Kondome wären auch die beliebtesten Verhütungsmittel, wenn sie gratis wären. Doch andere Methoden wären dann auch gefragter.

Foto: APA/Oliver Berg/dpa

Wien – Wie würden die Österreicher beim Sex verhüten, wenn Verhütung gratis wäre? Das fragte das Meinungsforschungsinstitut Integral für den Gynmed-Verhütungsreport 2015 rund 2028 Männer und Frauen. Der gesamte Bericht wird erst veröffentlicht, die Ergebnisse zu dieser Frage liegen dem STANDARD bereits vor. Rund die Hälfte gab an, dann anders verhüten zu wollen. Im Übrigen sind in einigen EU-Ländern manche Verhütungsmittel gratis, etwa die Pille für Jugendliche in den Niederlanden und Frankreich. Laut Verhütungsreport 2012 hatten insgesamt 30 Prozent auf "Aufpassen", "Tage zählen" und "Selbstbeobachtung" vertraut. 58 Prozent wählten das Kondom, 54 Prozent die_Pille zur Verhütung.

Letztere zwei Methoden wären auch bei Kostenübernahme weiter die beliebtesten. Langzeitmethoden und Mittel mit niedrigem Pearl-Index – also besonders zuverlässiger Wirksamkeit – würden dann aber stark an Beliebtheit zulegen. So gaben – bei möglichen Mehrfachnennungen – 22 Prozent die Dreimonatsspritze als ihre Wahl an, laut Bericht von 2012 hatten nur sieben Prozent damit verhütet. 16 Prozent würden sich für das Hormonstäbchen entscheiden, 2012 griffen zwei Prozent darauf zurück. Es kostet rund 250 Euro.

15 Prozent der Frauen könnten sich bei Kostenübernahme eine Sterilisation vorstellen (2012 verhüteten auf diese Art zwei Prozent). 14 bzw. 13 Prozent würden sich für die Hormon- und die Kupferspirale interessieren. 2012 nutzten sie neun bzw. drei Prozent. Sie kosten rund 200 bis 400 Euro. Ein Drittel der Männer gab als Option eine Vasektomie an, 2012 verhüteten so drei Prozent.

Für Jugendliche und Frauen

Für Christian Fiala vom Gynmed-Ambulatorium ist die Sache klar: Er fordert Gratisverhütung "zumindest für Jugendliche und Frauen mit geringem Einkommen". Die Politik in Österreich führe zu "unnötig vielen Schwangerschaftsabbrüchen". Dazu trage auch zusätzlich bei, dass Verhütungsmittel wie Spirale und Hormonstäbchen seit 1.1.2015 um 20 Prozent teurer sind – wegen eines Erlasses des Finanzministeriums, das sich auf EU-Judikatur beruft und eine Besteuerung vorschreibt.

Auch die Wiener Frauengesundheitsbeauftragte Beate Wimmer-Puchinger fordert "den leistbaren oder besser noch – den kostenlosen Zugang zu Verhütungsmitteln". Im VP-regierten Familienministerium verweist man in der Frage ans Gesundheitsministerium. Dort spricht man sich grundsätzlich für kostenlose Verhütungsmittel aus. Die finanziellen Mittel dafür seien derzeit aber nicht vorhanden, heißt es aus dem Büro der Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ). Die Krankenkassen könnten die Kosten nicht übernehmen, Schwangerschaft sei ja keine Krankheit. (spri, 30.6.2015)