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Ex-Präsident Nicolas Sarkozy versucht mit dem neuen Parteinamen "les Républicains" Erneuerung und Renaissance zu vermitteln.

Foto: Reuters / PHILIPPE WOJAZER

Neuer Name, neues Logo: Die französische Rechtsopposition heißt neuerdings "les Républicains", mit einem großen "R". Ein Sonderparteitag segnete den Namenswechsel am Wochenende ab, nachdem 83 Prozent der 210.000 Parteimitglieder in einer Internetabstimmung für den Vorschlag von Parteichef Nicolas Sarkozy votiert hatten.

Der ehemalige Staatschef von 2007 bis 2012 ließ sich von den US-Republikanern genauso inspirieren wie von neuen "Antiparteien" wie der spanischen Bürgerbewegung Podemos. Der Parteiname soll das Kürzel UMP vergessen machen, steht es doch für Finanzskandale und selbstzerfleischende Machtkämpfe an der Parteispitze. Zumindest ein Erbe hinterlässt die "Union für eine Volksbewegung" nach 13 Jahren Existenz: Die frischgebackenen Republikaner müssen 70 Millionen Euro an Schulden übernehmen.

Kein Wort über die Wahl 2017

Sparbewusst hatte Sarkozy die 20.000 Parteitagsbesucher aufgerufen, mit dem "eigenen Sandwich" im Pariser Event Center zu erscheinen. Derweil berichten die Pariser Medien, dass der statusbewusste Ex-Präsident zu einem Meeting in der – von Paris nicht einmal 200 Kilometer entfernten – Normandie-Stadt Le Havre den Privatjet genommen hatte, zu einem Mietpreis von 3200 Euro.

Der alte und natürlich neue Parteichef sah darüber hinweg. In seiner knapp einstündigen Rede benutzte er 87-mal die Worte "Republik" und "Republikaner". Sie kommen in Frankreich immer gut an und haben den Vorteil, im Land politisches Allgemeingut zu sein. Denn Sarkozy blieb zwar bei allem rhetorischen Feuer inhaltlich bewusst unverbindlich: Er verlor kein Wort über die Präsidentschaftswahlen von 2017 - obwohl sie der eigentliche Grund für die Parteitaufe sind: Der ehemalige Staatschef, den viele fragen, was er in einer zweiten Amtszeit besser machen könnte, will mit dem neuen Namen selbst die "Erneuerung" und "Renaissance" verkörpern, wie er sagte.

Rivale Juppé ausgebuht

Der Applaus inmitten von Fans, die "Nicolas!" riefen und mit seinen Initialen "NS" bedruckte Leibchen trugen, war ihm sicher. Seine Mitarbeiter hatten offenbar vorgesorgt: Sarkozys größter interner Rivale, Ex-Premier Alain Juppé, wurde bei seiner Kurzrede ausgepfiffen und ausgebuht. Was Sarkozy wiederum Gelegenheit bot, sich als großzügig vermittelnder Parteichef in Szene zu setzen und Juppé als "Staatsmann" zu loben.

Dieses Bühnenspielchen wirkte umso falscher, als eine neue Umfrage ergeben hatte, dass Juppé bei den Primärwahlen gegen Sarkozy mit 55 zu 45 Stimmen siegen würde. Diese interne Abstimmung der französischen Bürgerlichen gilt als vorentscheidend für die ganze Präsidentschaftswahl: Gegenüber dem geschwächten Präsidenten François Hollande und der Rechtsextremistin Marine Le Pen würde der konservative Kandidat laut Umfragen klar siegen – egal, ob er Alain Juppé, Nicolas Sarkozy oder anders heißen würde.

79 Prozent gegen Hollande-Antritt

Eine andere Umfrage gibt den Sarkozysten ebenfalls zu denken: 72 Prozent der Franzosen wünschen keine neue Kandidatur des Expräsidenten. Er stößt damit auf ähnlich viel Ablehnung wie der Sozialist Hollande, dessen Wiederbewerbung 79 Prozent ablehnen. So unbeliebt beide Spitzen der politischen Rechten und Linken sind, so wenig sind sie indes zu unterschätzen: Ihr taktisches Geschick ist dem ihrer internen Rivalen überlegen. Das zeigt auch Sarkozys geschickter Schachzug, seine Partei rechtzeitig in "die Republikaner" umzutaufen. Der Präsidentschaftswahlkampf von 2017 ist damit lanciert. (Stefan Brändle aus Paris, 31.5.2015)