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Franz Voves (SP, links) wirkt geknickt, Hermann Schützenhöfer (VP, rechts) sieht seine Zeit noch nicht abgelaufen.

Foto: APA / Erwin Scheriau

Franz Voves hatte es schon länger geahnt. In den letzten Wochen wirkte er auffallend gedämpft, bei der Wahlkampf-Schlusskundgebung in der Grazer Seifenfabrik brannte nichts mehr in ihm, er zog ruhig und sachlich Bilanz über die Periode der Reformpartnerschaft mit der ÖVP. Am Montag nach der Wahl werden die roten Gremien am späten Nachmittag (ab 17 Uhr) über das desaströse Ergebnis beraten. Der ÖVP-Landesparteivorstand tritt eine Stunde vorher zusammen.

Video: Wahlparty der FPÖ.
Sarah Brugner

Dass es an diesem Wahlsonntag so heftig daherkommt, dass das Ausmaß der Verluste so bitter sein würde und die Blauen die SPÖ geradezu überrennen, mag wohl auch den amtierenden Landeshauptmann überrascht haben. Die SPÖ wurde an diesem Sonntag landesweit von den Blauen in ihren Grundfesten beschädigt. Aber ebenso schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde der "Reformpartner" ÖVP. Er brach ähnlich stark wie die SPÖ erdrutschartig ein. Im Laufe des Wahlnachmittags hatte sich die FPÖ immer stärker SPÖ und ÖVP anzunähern begonnen, alle drei rangierten zeitweise bei 28 Prozent, und es war bis zur Auszählung des Grazer Ergebnisses nicht klar, wer am Ende als Sieger bei dieser Wahl hervorgehen wird.

SPÖ blieb knapp vorn

Letztlich schaffte es die SPÖ mit den Stimmen aus Graz noch knapp, den ersten Platz zu halten - aber unter der 30-Prozent-Marke, die Franz Voves als Limes für seinen Verbleib in der Politik angesetzt hatte. Die SPÖ kam auf 29,19 Prozent, was ein Minus von 9,24 Prozent bedeutete, die ÖVP rettete knapp den zweiten Platz mit 28,54 Prozent (minus 8,60 Prozent), die FPÖ schnellte von 10,66 Prozent auf 27,13 Prozent hoch. Etwas zulegen konnten auch die Grünen auf 6,42 Prozent – ein Plus von 1,16 Prozentpunkten. Die KPÖ kommt auf 4,18 Prozent (minus 0,22 Prozent) und wird damit erneut in den Landtag einziehen.

Video: Voves vor und nach der Wahl.
Martin Thür

Nicht im Landesparlament vertreten sein werden die Neos, auch nicht das Team Stronach und die Piraten. Durch die Reduzierung der Zahl der Landtagssitze sind nur noch 48 Plätze zu vergeben. 15 gehen an die SPÖ, je 14 an ÖVP und FPÖ, drei an die Grünen und zwei an die KPÖ.

Zeitgleich mit der ersten Hochrechnung schickte FPÖ-Spitzenkandidat Mario Kunasek schon eine Jubelmeldung durchs Netz: "Wir wollten das historisch beste FPÖ-Ergebnis bei Landtagswahlen sicherstellen. Dieses Ziel haben wir deutlich übertroffen." Parteichef Gerhard Kurzmann legte nach: "Wir begehen heute einen denkwürdigen Tag für die freiheitliche Gesinnungsgemeinschaft und das dritte Lager in der Steiermark."

"Schrecklich, schrecklich"

"Schrecklich, einfach nur schrecklich", kommentierte ein geschockter hoher SPÖ-Politiker in der Parteizentrale das Ergebnis. "Die Ausländerkeule der FPÖ hat voll gegriffen. Keine Ahnung, wie wir jetzt weitermachen können. Voves wird wohl gehen." Dieser legte aber sofort nach Vorlegen des Ergebnisses klar: Er werde bleiben. Er wolle trotz der Niederlage, der Wahlniederlage, mit der ÖVP weiter eine Periode zusammenarbeiten. Voves: "0,7 oder 0,8 Prozent sollten da nicht ausschlaggebend sein." Es sei in der Summe "ein für die SPÖ erschreckendes Ergebnis, aber es ist zur Kenntnis zu nehmen", sagte Voves. Er sei aber dafür, auch weiterhin eine "Zukunftspartnerschaft" mit der steirischen ÖVP einzugehen. Den großen Stimmenzuwachs bei den Freiheitlichen relativierte Voves: Ein Potenzial von 25 bis 30 Prozent für die FPÖ sei in der Steiermark immer vorhanden gewesen. Er wolle aber den Wählern der FPÖ signalisieren, dass man sich nun "auch den Themen Asyl und Integration widmen werde."

Wenig aufgeregt zeigte sich auch Landeshauptmann-Vize und ÖVP-Chef Hermann Schützenhöfer. Natürlich, die ÖVP habe bei der steirischen Landtagswahl "nicht das Ergebnis erreicht, das man sich gewünscht hat. Aber: "Man kann damit leben", sagte Schützenhofer .

Ernüchtert waren die Grünen. Der grüne Spitzenkandidat Lambert Schönleitner bekannte ein, dass die Partei ihr großes Ziel, zweistellig zu werden, nicht erreicht habe. "Dennoch steht ein Plus vorn", sagte Lambert Schönleitner. Für eine Personaldiskussion gebe es daher keinen Grund.

(Walter Müller, 1.6.2015)