Feinenergetische Resonanzen. Welches Genie hat sich denn diese Wortkombination einfallen lassen? Da steckt so viel Schönes, so viel Wahres drin, und auch das Gute an sich kommt nicht zu kurz. Während der Gartler Laus für Laus zwischen seinen Fingernägeln zerquetscht und Engerlinge auszuzelt, lässt ihm das Wort keine Ruhe. Er googelt danach: Feinenergetische Resonanzen werden von Mikroorganismen bei 1000 Grad Celsius auf Keramiken übertragen und erzeugen Wirkungen, welche die Welt verbessern.
Davon ist jedenfalls Teruo Higa überzeugt, wie man in seiner These zur Wirkung effektiver Mikroorganismen, kurz EM, nachlesen kann. Higa, japanischer Professor für Gartenbau, ist für diese Disziplin in etwa das, was Joki Kirschner einst für das Bausparen war. Äcker düngen, Aquakulturen retten und Immunsysteme stärken, das sollte man ausschließlich mit einer Higa bekannten Mischung von unterschiedlichen Bakterien. Wenn das nicht wissenschaftlich klingt!
Aber Wissenschaft ist wie so oft der Feind der Heilsbringer und Weltenretter. Eine entsprechende empirische Studie der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft konnte keine Wirkung der EM nachweisen. Auch Torsten Müller, empirisch arbeitender Agrarwissenschafter in Stuttgart, konnte hier nicht weiterhelfen. Schade eigentlich - hätte doch so gut geklungen.
EM-Mischung
Wer trotzdem auf Eso-Kram und anthroposophisches Zeug steht, kann ja seine Küchenabfälle sammeln, mit im Internet erstandenen EM-Mischungen und Higa-Kleie animpfen und das Saftl, das beim Fermentieren im geschlossenen Gefäß entsteht, verdünnt trinken oder im Kompost ausbringen. Schaden wird es wahrscheinlich nicht, und wenn es Freude bereitet, ist es auch okay. Freudige Menschen tragen bestimmt etwas zur Weltverbesserung bei, oder?
Zurück zu den feinenergetischen Resonanzen, die durch den Einsatz von EM beim Brennen von Ton oder Keramik entstehen. Sie läuten vermutlich das Ende von Granderwasser ein, da sie unkompliziert Trinkwasser beleben und das Wasser re-energetisieren.
Wer da bloß Geschäftemacherei vermutet, liegt richtig. Aber wer gute Geschäfte macht, führt eventuell ein besseres Leben - womit Teruo Higa wieder einmal hermeneutisch bewiesen wäre. (Gregor Fauma, RONDO, 9.6.2015)