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Am Donnerstag rocken Metallica mit Sänger James Hetfield die Donauinsel. Vermietet wird das Areal von einem SPÖ-nahen Verein.

Foto: Reuters / Jonathan Ernst

Wien - Worauf sich viele Freunde der gepflegten Rockmusik schon länger gefreut haben, wird am verlängerten Wochenende Wirklichkeit: Ein dreitägiges Musikfestival mit prominenten internationalen Bands findet ab Donnerstag auf der Wiener Donauinsel statt. Das Alleinstellungsmerkmal von Rock in Vienna im Vergleich mit anderen österreichischen Großfestivals ist, dass Fans zu den Konzerten von Metallica (Donnerstag), Muse, Incubus (Freitag) oder Kiss (Samstag) mit der U-Bahn an- und abreisen können.

Veranstalter ist Blue Moon Entertainment, hinter dem die Deutsche Entertainment AG steckt. Vermietet wird das Areal nicht direkt von der Stadt Wien, sondern über einen privaten Verein, dessen Mitglieder der SPÖ gewaltig nahe stehen. So war die Adresse, an der der "Verein Freunde der Donauinsel" zur Zeit seiner Gründung 2013 gemeldet war, ident mit der Adresse der MA 45 (Wiener Gewässer). Diese fällt in die Zuständigkeit von Umweltstadträtin Ulli Sima (SPÖ). Mitglieder sind etwa der Landtagspräsident Harald Kopietz (SPÖ), der einst das Donauinselfest gegründet hat, oder Gerald Loew, Chef der MA 45.

Dirigent durch den Behördendschungel

Als Vorsitzender des Vereins fungiert Sascha Kostelecky. Dieser zeichnete von 2005 bis 2012 für die Organisation des Donauinselfestes verantwortlich und ist innerhalb der SPÖ bestens vernetzt. Warum die Stadt die Donauinsel über einen privaten SPÖ-nahen Verein vermietet und das nicht selbst erledigt, erklärt er so: "Große Veranstalter sind froh, wenn sie sich nicht mit zu viel Bürokratie herumschlagen müssen. Ich dirigiere durch den Behördendschungel", sagte er dem STANDARD. Zudem würden Teile des Veranstaltungsareals auf der Insel auch dem Bund gehören. "Diesen müssten Veranstalter sonst ebenfalls kontaktieren."

Das Ziel des Vereins sei, von Veranstaltungen zusätzliche Gelder zu lukrieren, die laut Vereinszweck in die Pflege und den Erhalt der Donauinsel gesteckt werden müssen. Zehn Veranstaltungstage, die einen gewissen Lärmpegel für Anrainer überschreiten, sind pro Jahr möglich. Drei sind fix für das Donauinselfest, das heuer von 26. bis 28. Juni stattfindet, reserviert. Nach Rock in Vienna wären noch vier Großveranstaltungstage frei, die heuer aber wohl nicht ganz ausgeschöpft werden.

Noch keine Gewinne für Verein

Gewinne warf der Verein laut Gerald Loew noch keine ab. 2013 gab es "wegen Investitionen in die Vereinsinfrastruktur" einen geringen Verlust. 2014 bilanzierte man ausgeglichen. Für 2015 erwarte der Verein erste Gewinne. Der Bund erhält als Entschädigung für seine Inselflächen vom Verein eine Pauschale von 800 Euro pro Veranstaltungstag.

Der Kontrolle des Gemeinderates oder des Stadtrechnungshofes unterliegt der Verein nicht, was die Opposition empört. Die ÖVP verlangt in einer Anfrage genaue Auskünfte über das Geschäftsgebaren. "Der Gemeinderat bekommt alle Informationen, die er will", sagt Loew. Die Kritik, dass der Verein das nur auf freiwilliger Basis machen braucht, reißt freilich nicht ab. Zumal der Verein bei der Gründung ein zinsenloses Darlehen der Stadt in Höhe von 200.000 Euro erhielt. Dieses werde man laut Loew fristgerecht bis 2017 zurückzahlen. Subventionen bekomme man keine.

Sponsoring mit privater Firma

Laut Kostelecky beschäftige der Verein nur eine Mitarbeiterin. Er selbst rechne seine Tätigkeiten für den Verein "nach Stunden" ab. Dass Rock in Vienna stattfindet, zahlt sich für Kostelecky gleich doppelt aus: Seine private Marketing- und Eventagentur macht das Sponsoring für das Festival. "Die sind nach Abschluss des Vertrages mit dem Verein auf mich zugekommen", sagt Kostelecky zur schiefen Optik. Die Adresse des Vereins ist aktuell übrigens ident mit der Adresse von Kosteleckys privater Firma. (David Krutzler, 2.6.2015)