Günther Schneider-Siemssen, langjähriger Chefbühnenbildner der Österreichischen Bundestheater, ist 88-jährig gestorben.

Foto: Franz Karlin

Wien - Der Bühnenbildner und Regisseur Günther Schneider-Siemssen, langjähriger Ausstattungschef der Österreichischen Bundestheater, ist Dienstagfrüh im Kreis seiner Familie nach langem Leiden gestorben. Das gab sein Sohn der APA bekannt. Schneider-Siemssen, der an Opernhäusern auf der ganzen Welt gewirkt hat, hätte in wenigen Tagen seinen 89. Geburtstag gefeiert.

Günther Schneider-Siemssen wurde am 7. Juni 1926 in Augsburg (Deutschland) geboren. Kindheit und Jugend verbrachte er in München und begann dort zunächst ein Dirigentenstudium, ehe er sich für das Berufsbild des Bühnenbildners entschied. Als junger Architekt wirkte er bei sieben Spielfilmen in München und Berlin mit, 1947 folgten erste Engagements an Kleinbühnen, anschließend arbeitete er für die Staatsoperette München. Sein erstes Engagement als Chefbühnenbildner erhielt Schneider-Siemssen 1951 unter Intendant Peter Stanchina am Landestheater Salzburg.

Schneider-Siemssen, der 1973 die österreichische Staatsbürgerschaft erhielt, blieb in der Folge eng mit der österreichischen Theaterwelt verbunden. Er war jahrzehntelang Bühnenbildner des Salzburger Marionettentheaters, der Salzburger Festspiele und der Osterfestspiele Salzburg sowie 1962 bis 1987 Chefbühnenbilder der Österreichischen Bundestheater.

Internationale Karriere

International wirkte er als Gastbühnenbildner an allen großen deutschen Opernhäusern, ab 1963 an den Opern in West- und Osteuropa. Schneider-Siemssen entwarf Bühnenbilder für die Met in New York ebenso wie für Opernhäuser in Südamerika, Kanada, Israel, Südafrika und vielen Städten der USA. Neben dem Bühnenentwurf ist die Magie des Lichts und dessen Umsetzbarkeit auf der Bühne Schneider-Siemssens zweite Leidenschaft. Jahrzehntelang arbeitete er mit der in Wien angesiedelten Firma Pani an Entwicklungen der Licht- und Projektionstechnik. In den 80er Jahren wandte er - erstmals in der Theatergeschichte - die Holographie bei einer Inszenierung von "Hoffmann's Erzählungen" am Salzburger Marionettentheater an.

Mit seinen Lichtkreationen "verzauberte" er aber auch Gebäude und Landschaften. Bei den Opernbällen 1994 und 1995 etwa betrat das Publikum die Oper nicht durch das Eingangstor, sondern durch die Illusion eines grünschillernden Blätterwaldes. Sich drehende Uhrwerke, Schneerieseln, wallende Nebel, aus denen Palmen wuchsen, ließen das monumentale Operngebäude scheinbar plötzlich zur Gänze verschwinden. Auch im Ausland, etwa in Tokio und Boston, fanden Schneider-Siemssens Lichtspiele statt. Von 1983 bis in die 90er Jahre arbeitete er auch als Regisseur in Kapstadt, Durban, Blomfontein, Pretoria, Seattle, Houston und Miami.

Zusammenarbeit mit zeitgenössischen Autoren

Schneider-Siemssen war an einer Reihe von Uraufführungen beteiligt und arbeitete mit zeitgenössischen Autoren und Komponisten wie Hochhuth und Dürrenmatt, Hindemith, Orff, Penderecki, Berio, von Einem, Bernstein und Krenek zusammen. Ein besonderes Naheverhältnis hatte er zu Ödön von Horvath, Richard Wagner und Shakespeares Komödien. Wichtige künstlerische Partner waren Herbert von Karajan, Otto Schenk, August Everding, Götz Friedrich und Fritz Kortner.

Der vierfache Vater wurde 1987 mit der Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold, 1998 mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet. Unter dem Titel "Die Bühne - Mein Leben" erschien 1996 seine Biografie, seine eigenen Privaträumlichkeiten in Wien-Alsergrund wurden 2009 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und zur Dauerausstellung umfunktioniert. Im Privatmuseum hatte er 2011, gesundheitlich bereits stark angeschlagen, auch seinen 85. Geburtstag gefeiert - und umgeben von gemalten und gezeichneten Entwürfen, Projektionsglasplatten und Modelle, Ehrenurkunden und Fotografien zurückgeblickt auf ein erfülltes Leben. (APA, 1.6.2015)