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Die schwarzen Schafe sind vor allem am Bau und in der Landwirtschaft zu finden.

Foto: AP/Bildfunk

Wien – Schwere Ausbeutung von Arbeitnehmern ist auch in Europa keine Seltenheit. In Österreich sind davon besonders Arbeiter am Bau und in der Landwirtschaft betroffen, geht aus einem aktuellen Bericht der in Wien ansässigen EU-Grundrechteagentur (FRA) hervor. In diesen beiden Branchen ist auch europaweit die Herde der schwarzen Schafe unter den Arbeitgebern besonders groß.

"Ausländische Arbeitnehmer haben in der EU ein ernsthaftes Risiko, Opfer von Arbeitsausbeutung zu werden", sagte Blanca Tapia von der FRA. Jeder fünfte Gesprächspartner traf demnach mindestens zweimal pro Woche auf einen solchen Fall, heißt es in der am Dienstag in Brüssel veröffentlichten Untersuchung. Zum Teil verdienten die Betroffenen nur einen Euro pro Stunde oder weniger, arbeiteten an sechs bis sieben Wochentagen und hätten keinen Vertrag.

Schwierige Definition

Eine klare Definition ist indes schwierig. "Das Projekt hat sich nur mit jenen Formen der Arbeitsausbeutung befasst, die strafrechtlich verfolgt werden können", sagte Albin Dearing von der FRA. Dabei sei die rechtliche Situation unter den EU-Ländern aber unterschiedlich. In Polen beispielsweise gelten landwirtschaftliche Betriebe laut seiner Kollegin Tapia als Privatgrundstücke, relevante Kontrollen seien schwierig. "Sie können die Bedingungen für die Hühner kontrollieren, aber nicht für die Arbeiter", beklagte Tapia.

Insgesamt sahen die Teilnehmer der Untersuchung im Bereich Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei das höchste Risiko für Ausbeutung, gefolgt von der Baubranche, dem Hotel- und Gaststättengewerbe, der Beschäftigung im Haushalt und in der verarbeitenden Industrie.

Die Agentur pocht auf bessere Kontrollen und schärfere Gesetze. Vorbildlich seien die Instrumente im Kampf gegen den Menschenhandel. Denkbar sei auch ein staatlich überwachtes Siegel für Produkte, die ohne Ausbeutung entstanden sind. (APA, 2.6.2015)