Aktivitätsmuster bei Gesunden und Schlaganfall-Patienten, gemessen mit funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT).

Foto: wikipedia/C Grefkes, Uniklinik Köln/[cc;3.0;by-sa]

Der Schlaganfall ist mit weltweit 6,2 Millionen Todesfällen (2012) die dritthäufigste Todesursache, in den meisten europäischen Ländern die zweithäufigste. Frauen sind oft schwerer betroffen als Männer und weisen am Beginn häufiger unspezifische Symptome auf. Dies sagte Susanna Horner von der Klinischen Abteilung für Neurogeriatrie der MedUni Graz bei den Österreichischen Ärztetagen in Grado.

24.000 Schlaganfälle jährlich

In Österreich erleiden pro Jahr rund 24.000 Menschen einen Schlaganfall. 88 Prozent davon sind "ischämische Schlaganfälle", bei denen in einem Blutgefäß des Gehirns ein Gerinnsel die Sauerstoffversorgung des hinter dem Gefäßverschluss liegenden Areals abschneidet. Bei 20 bis 30 Prozent dieser Fälle stammt der Thrombus eigentlich aus dem Herzen. Dies kann vor allem bei Vorhofflimmern der Fall sein.

Die sofortige Einweisung in eine "Stroke Unit" bei verdächtigen Symptomen, Thrombolyse (medikamentöse Gerinnselauflösung) und/oder neuerdings auch Kathethereingriffe stellen Kernpunkte der medizinischen Versorgung dar. Das Zeitfenster für Thrombolyse bzw. Kathetereingriffe ist allerdings ab dem Auftreten der Erstsymptome mit höchstens um die viereinhalb Stunden (je früher, desto besser) ausgesprochen begrenzt.

Geschlecht macht einen Unterschied

Obwohl es in Österreich keine hochsignifikanten Unterschiede in der Akuttherapie und der Diagnostik des Schlaganfalls bei Männern und Frauen gibt, stellt sich die Situation genderspezifisch insgesamt doch etwas verschieden dar. "Schlaganfallpatientinnen kommen mit einem stärkeren Defizit zur Aufnahme, bleiben stärker behindert und sind auf mehr Hilfe in der Posthospitalisationsphase angewiesen", stellte die Expertin in ihrer Zusammenfassung fest.

Das zeigt sich beispielsweise bei der Mortalität. Bei Frauen gehen 15 Prozent der Todesfälle auf einen Schlaganfall zurück, bei Männern zehn Prozent. Mit allen Fortschritten in den vergangenen Jahrzehnten - die Schlaganfall-Sterblichkeit hat innerhalb von 30 Jahren um rund 55 Prozent abgenommen - liegen Länder wie Österreich und Deutschland bei der Schlaganfall-Mortalität um etwa ein Drittel bis fast die Hälfte schlechter als die Schweiz oder die USA.

Unterschiedliche Erstsymptome

Da es im Akutfall auf das möglichst schnelle Schöpfen eines Verdachts für einen Schlaganfall ankommt, spielt die Spezifität der Erstsymptome eine wesentliche Rolle. Hier haben die Frauen einen offenbaren Nachteil, der auch an die Situation beim akuten Herzinfarkt erinnert: Frauen zeigen um ein Viertel seltener als Männer Gleichgewichts- bzw. motorische Störungen. Dafür klagen Schlaganfallpatientinnen zum Beispiel deutlich häufiger über Schmerzen unklarer Herkunft.

Als in wissenschaftlichen Studien statistisch signifikant herausgestellt hat sich die stärkere bereits vorliegende Behinderung bei Frauen mit Schlaganfall zum Zeitpunkt der Spitalsaufnahme.

Das nationale US-Institute of Health hat 2010 von einem Anteil schwerer Schlaganfälle bei Frauen an allen diagnostizierten Insulten von 44 Prozent berichtet. Bei den Männern lag dieser Anteil bei 36 Prozent. Frauen werden nach der Spitalsbehandlung wegen eines Schlaganfalls auch doppelt so häufig wie Männer in ein Pflegeheim entlassen, wie eine deutsche Untersuchung ergeben hat. (APA, 3.6.2015)