Wien - "50 Millionen Euro Mehrkosten und Mindereinnahmen pro Jahr": Soviel würde ein Parallelbetrieb von Digitalradio DAB+ und UKW den ORF kosten, sagte ORF-Chef Alexander Wrabetz am Mittwoch im ORF-Publikumsrat. Und es müsste - bei geschätzt 15 Millionen UKW-Radios in Österreichs Haushalten - einen langen Simulcast-, also Parallelbetrieb geben, findet der ORF-Chef.

Der ORF beteiligt sich nicht am gerade gestarteten Pilotversuch für DAB+ in Wien. Das ergäbe nur Sinn für den ORF, wenn er neue Angebote testen könne - geplant war ja ein junger Ö3-Ableger unter dem Arbeitstitel FM21. Das war einer der vielen Gründe, warum Kronehit - das Hauptangriffsziel dieses ORF-Projekts - auch nicht mittestet.

Bis zu sechs Monate Programmtest möglich

Der ORF hätte übrigens FM21 testen können - allerdings laut Gesetz nur höchstens sechs Monate. Zu kurz für einen Sender, der erdacht wird, um zu bleiben.

Wrabetz will sich nun "nicht in eine rasche Umsetzung hineindrängen lassen" - er verwies da auf die Medienbehörde, die spätestens 2017 DAB+-Regelbetrieb ausschreiben will. Es sei nicht ausgemacht, dass sich die neue Übertragungsform europaweit durchsetze. "Man ist gut beraten, UKW möglichst lange und glücklich laufen zu lassen", findet Wrabetz: "Das ist kein Selbstläufer."

"Enteignung"

Würde es innerhalb eines Jahres zu einer Umstellung kommen, käme dies "einer Enteignung" gleich. "Es muss sichergestellt werden, dass es eine möglichst lange Simulcast-Phase gibt", also die parallele Ausstrahlung von altem und neuen Standard. Das sei aber natürlich auch mit Kosten verbunden und wäre eine "Doppelbelastung für die Sender", sagte Wrabetz.

"Für uns muss sichergestellt werden, dass der ORF in diesem erweiterten Frequenzspektrum auch tatsächlich tätig sein kann. Wir müssen die Möglichkeit haben, mehr Programme oder Programmvarianten zu gestalten."

Digitalradio stört analogen Kabelempfang

In den ersten Tagen des Testbetriebs sei es zu Störungen beim analogen Empfang von ORF 2 in Wien gekommen, berichtete Wrabetz. Mit dem Nachsatz: "Es geht nicht, dass wir wegen völlig unbedeutender Radios schlechteren Empfang haben." (red, APA, 3.6.2015)