Annegret Kramp-Karrenbauer, Regierungschefin des Saarlandes.

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Berlin - In Deutschland hat die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) mit ihren Äußerungen zur Homo-Ehe einen Sturm der Entrüstung bei SPD, Linken und Grünen ausgelöst. Wenn Kramp-Karrenbauer die Eheöffnung für Homosexuelle in eine Reihe mit "Inzucht und Vielehe" setze, sei dies eine "grobe Entgleisung", erklärte der SPD-Politiker, Johannes Kahrs, am Mittwoch in Berlin.

Kramp-Karrenbauer begebe sich mit ihren Äußerungen "in zutiefst homophobe und menschenfeindliche Fahrwasser" und verlasse den "politisch statthaften Diskurs". Sie sollte sich bei den Bürgern entschuldigen, forderte der SPD-Beauftragte für die Belange von Lesben und Schwulen, Kahrs.

"Nullpunkt"

"Die Union ist argumentativ in puncto Gleichstellung am Nullpunkt angelangt", kritisierte der Linken-Abgeordnete Harald Petzold. "Mit obskuren Statements und schrillen Tönen wird versucht, ein Horrorszenario an die Wand zu malen." Er bezog sich dabei sowohl auf Kramp-Karrenbauer als auch die CDU-Abgeordnete Erika Steinbach. Sie hatte mit Blick auf Befürworter der Gleichstellung von "militanten Homoaktivisten" gesprochen.

"Wenn man keine Argumente hat, beschwört man absurde Folgen", kritisierte der Grünen-Abgeordnete Volker Beck in einer Erklärung. Von Verwandtenaffären habe er bisher nur in der CSU gehört. "Deshalb sollten wir bitte wieder sachlich werden, bevor es verletzend wird."

Zuvor hatte Kramp-Karrenbauer der "Saarbrücker Zeitung" gesagt, es gebe in der Bundesrepublik bisher eine klare Definition der Ehe als Gemeinschaft von Mann und Frau. "Wenn wir diese Definition öffnen in eine auf Dauer angelegte Verantwortungspartnerschaft zweier erwachsener Menschen, sind andere Forderungen nicht auszuschließen: etwa eine Heirat unter engen Verwandten oder von mehr als zwei Menschen", sagte die CDU-Politikerin.

Die Debatte über die Homo-Ehe war nach dem Ja der Iren bei einem Referendum neu entbrannt. Eine völlige Gleichstellung lehnt die Union ab, allerdings hat das Bundeskabinett in der vergangenen Woche eine Reihe von Neuregelungen zugunsten gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften beschlossen, die bestehende Nachteile gegenüber Ehepartnern beseitigen. (APA, 3.6.2015)