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Die Gipfelteilnehmer in alpenländischer Idylle - und inadäquater Kleidung.

Foto: AP / Markus Schreiber, Reuters / Wolfgang Rattay

Mei, is dös liab! Als US-Präsident Barack Obama am Sonntag endlich im kleinen bayerischen Dorf Krün angekommen ist, da versetzen seine erste Worte selbst die ansonsten eher zurückhaltende deutsche Kanzlerin Angela Merkel so sehr in Entzücken, dass sie begeistert klatscht.

"Grüß Gott", sagt der hohe Gast auf Deutsch, und das reicht schon. Auch die Einheimischen - allesamt in Tracht - applaudieren entzückt, erst recht, als er erklärt: "Leider habe ich heute Morgen vergessen, meine Lederhose einzupacken." Lange haben die Krüner am Vormittag vor dem Rathaus bei Bier und Weißwürschten gewartet. Man hat einen potemkinschen Biergarten aufgebaut, um dem US-Präsidenten bei Prachtwetter gleich einige Vorzüge Bayerns zu zeigen.

Absprachen im Vorfeld

Da sage noch einmal jemand, die G7-Gruppe tage abgeschottet im nahegelegenen Luxusschlosshotel Elmau. Zuerst gönnt sich Obama mit der Bevölkerung ein Bier und lauscht den Klängen der Alphörner. Mit Merkel bespricht er danach (vor dem Beginn des eigentlichen Gipfels) die Ukraine-Krise, die Nato-Strategie und das Freihandelsabkommen TTIP.

Die NSA-Spionageaffäre wird ausgeklammert, schließlich will niemand diese Demonstration transatlantischer Freundschaft unter weiß-blauem Himmel stören, die Obama "unverbrüchlich" nennt. Also belässt es Merkel beim Hinweis, dass man "trotz aller Meinungsverschiedenheiten" eng kooperieren müsse.

Appell an Geschlossenheit

Scharfe Kritik wird dennoch geübt, jedoch gemeinsam, und es geht gegen Russlands Präsidenten Wladimir Putin. Obama betont gleich zum Auftakt, man müsse "geschlossen gegen die Aggression in der Ukraine vorgehen". Er und Merkel sind sich einig, dass die Sanktionen gegen Russland so lange beibehalten werden sollen, bis Moskau das Minsker Abkommen erfüllt und die Souveränität der Ukraine respektiert.

Russland ist wegen seiner umstrittenen Rolle in der Ukraine-Krise - wie schon beim Gipfel der wichtigsten Industrienationen vor einem Jahr - nicht eingeladen.

Wunschkulisse für Merkel

Merkel begrüßt später oben im Schloss nebst Obama auch die restlichen Staats- und Regierungschefs - die von Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan und Kanada. Die Kulisse ist dabei ganz genau so, wie es sich die deutsche Bundeskanzlerin gewünscht hatte: Alle versammeln sich im strahlenden Sonnenschein auf der grünen Wiese vor den schneebedeckten Bergen und lächeln in die Kameras. Bis Montagabend will die G7-Gruppe beraten.

Merkel hat sich vor allem beim Thema Klimapolitik einiges vorgenommen: Sie will den mächtigen Club zu einer Erneuerung des Bekenntnisses drängen, die weltweite Klimaerwärmung auf maximal zwei Grad zu begrenzen. Gelinge das Commitment auf Schloss Elmau nicht, werde es im Dezember bei der Weltklimakonferenz in Paris nicht zum angestrebten umfassenden Abkommen zur Verminderung des Schadstoffausstoßes kommen.

Erneut Proteste

Proteste gegen den Gipfel gibt es auch am Sonntag: Gegner des Treffens schaffen es, bis zum Sicherheitszaun, der das Schloss umgibt, vorzudringen. Dort werden sie jedoch von unzähligen Polizisten in Empfang genommen. Die große Demo am Samstag in Garmisch-Partenkirchen war bis auf einzelne Rangeleien weitgehend friedlich verlaufen. (Birgit Baumann aus Garmisch-Partenkirchen, 7.6.2015)