Für die einen beginnt der Frühling stets am 21. März. Andere wiederum feiern den Frühlingsbeginn zwei Monate später am Primavera Sound Festival – trotz meist festivaltypischer niedriger Temperaturen, Regen und/oder Wind. Nur dieses Jahr hatten wir Glück, die Sonne strahlte.

Das Primavera Sound Festival fand dieses Jahr offiziell von 28. bis 30. Mai im Parc del Forum in Barcelona statt. Doch seit einigen Jahren öffnen die Veranstalter die Türen zum Festival schon einige Tage vorher. Im Apolo spielten etwa Boreals und Grushenka. Die zwei spanischen Bands wärmten das Publikum mit minimalistischem Elektropop langsam auf.

Freier Eintritt

Am Mittwoch kann man bereits ins Forum. Das offizielle Festivalgelände ist an diesem Tag für alle geöffnet, ein Ticket nicht notwendig. Wir stöberten in alten und neuen Schallplattensammlungen diverser Marktstände und sahen schöne, kitschige, poppige, groteske Zeichnungen. Auf der Bühne brachten uns die letzten Vorbereitungen und Tests mit dem Mikro in Festivalstimmung. Die Sonne und das kühle Bier halfen natürlich auch dabei.

Schiefe Töne

Christina Rosenvinge betörte mit ihrer sanft-kratzenden Stimme. Sie war schon in den 80er-Jahren legendär und scheint bis heute kaum gealtert zu sein. Nach einigen schiefen Tönen des Cinerama-Leadsängers, der wohl vor der Show schon ein bisschen gefeiert hatte, zog ich mich nach hinten zurück und überließ meinen Platz in der ersten Reihe den Fans der Band.

Blick auf die Bühne.
Foto: Johanna Hofbauer

Hippie-Wiese

Auf der Wiese weiter hinten herrschte Woodstock-Stimmung: Festivalbesucher mit Blumenkränzen im Haar und herzförmigen Sonnenbrillen lagen im Gras – und in der Luft ein süßlicher Geruch. Die Akustik verbesserte sich stark, je weiter ich nach hinten ging. Erst als sich der Ort langsam füllte, verschwand das Echo auch im Bühnenbereich.

Highlight des ersten Tages war Albert Hammond Jr., Leadgitarrist der New Yorker Rockband The Strokes. Er trat auf dem Festival gleich zweimal auf. Zu Beginn mit seinem Soloprogramm und einmal gegen Ende des Festivals mit den Strokes. Und er war der Einzige, der sich eine Zugabe erlauben durfte. Die Stimmung war großartig.

Festival-Highlight: Albert Hammond Jr.
Foto: Johanna Hofbauer

Ganz Barcelona als Festivalbühne

Das Frühlingsmusikfestival beschränkt sich nicht nur auf den Parc del Forum. Auch Bars im Zentrum sowie der Parc de la Ciutadella boten tolle Konzerte. Das Musikangebot in der Stadt ist riesig während des Primavera Sound. Ob das ein Vorteil oder ein Nachteil ist? Ich konnte das aktuelle Konzert nie komplett genießen, weil ich stets an ein anderes gedacht habe. So erging es wohl auch anderen Festivalbesuchern. Überall waren Leinwände, auf denen man alle möglichen Shows zeitgleich mitverfolgen konnte – während man eine andere Band live hörte.

The Black Keys, Ocellot, Einstürzende Neubauten, Patti Smith, Tori Amos sind nur einige der großen Namen des Festivals. Entsprechend hoch sind leider auch die Eintrittspreise für alle Festivaltage. Trotzdem zahlt sich ein Besuch aus – begeisterte Musikfestival-Fans kommen am Primavera Sound nicht vorbei. (Johanna Hofbauer, 9.6.2015)