Bild nicht mehr verfügbar.

Laut Michael Musalek entwickeln rund zehn Prozent der Österreicher im Laufe ihres Lebens eine Alkoholkrankheit.

Foto: APA/dpa/Patrick Pleu

Wien – Warnhinweise auf Flaschen mit alkoholischen Getränken sind nicht sinnvoll. Diese Einschätzung trifft der Ärztliche Leiter des Anton-Proksch-Instituts Wien und Präsident des Vereins "Alkohol ohne Schatten", Michael Musalek. Er bezieht sich damit auf eine Ende April erhobene Forderung des EU-Parlaments nach Warn-Etiketten für Schwangere und Autofahrer.

"Schon bei Zigaretten wurde die Erfahrung gemacht, dass solche Hinweise faktisch keinen Effekt haben, weil sie nicht ausreichend ernst genommen werden. Bei Alkohol könnte man nur auf Folgen eines jahrelangen problematischen Alkoholkonsums verweisen, was natürlich die Wirkung solcher Warnungen erheblich mindert", erklärt der Experte für Suchterkrankungen.

"Die Fülle von Folgeerkrankungen, die es bei Alkoholabhängigkeit gibt, steht in einem engen Zusammenhang mit der konsumierten Alkoholmenge und der Häufigkeit – ist also dosisabhängig – und nicht damit, dass man überhaupt Alkohol trinkt", erläutert der Psychiater. Warnungen wie "Alkohol kann zu schweren Leberschädigungen führen" oder "Alkohol kann Sie umbringen" würden daher nicht ernst genommen.

Frühintervention bei riskantem Konsum fördern

Angesichts der Tatsache, dass rund zehn Prozent der Österreicher im Laufe ihres Lebens eine Alkoholkrankheit entwickeln, 340.000 Menschen in Österreich bereits alkoholkrank sind und weitere zwölf Prozent der erwachsenen Österreicher längerfristig Alkoholmengen konsumieren, die ein erhebliches Gesundheitsrisiko darstellen, sei es wesentlich, die Bevölkerung über die negativen Folgen eines übermäßigen Alkoholkonsums aufzuklären sowie Früherkennung und Frühintervention bei riskantem Konsum zu fördern.

"Das bedeutet zu informieren, welche körperlichen und anderen Folgeerkrankungen sich entwickeln können, wie diese mit der Menge und Häufigkeit des Alkoholkonsums zusammenhängen, welche Gefahrenmomente unter Alkohol existieren – Stichwort Enthemmung und erhöhte Risikobereitschaft beziehungsweise Verlängerung der Reaktionszeit, was beispielsweise im Verkehr eine tödliche Kombination darstellen kann", sagt Musalek.

Kritische, aber nicht überzogene Aufklärung

Dem Experten zufolge ist die Aufklärung von Jugendlichen besonders relevant: "Aber nicht über die Flasche, denn was will man aufs Etikett schreiben - 'Durch Komasaufen kann man sterben'? Das wissen die meisten und werden es ignorieren. Wichtig ist eine gute, kritische, aber nicht überzogene Aufklärung und dafür sind komplexere Maßnahmen als ein Pickerl auf der Flasche erforderlich."

Der Verein "Alkohol ohne Schatten" hat sich zum Ziel gesetzt, die Öffentlichkeit zum Thema Alkohol und zum verantwortungsvollen Umgang damit zu informieren. Seine Arbeit soll in Verbesserungsvorschlägen für ein frühzeitiges Erkennen von Alkoholproblemen beziehungsweise der Alkoholkrankheit sowie Therapien resultieren. (APA, 9.6.2015)