Computerspiele zeigen uns faszinierende Welten und umwerfende Landschaften - leider sind Spieler meist zu beschäftigt, um die Aussicht zu genießen oder einfach die Seele baumeln zu lassen. Doch es geht auch anders: Wer einfach ohne Überlebenskampf die Schönheit der Welt hinter dem Bildschirm genießen will, kann in diesen Spielen virtuell auf Wanderschaft gehen.

Hafenromantik

Eine menschenleere kleine Küstenstadt irgendwo in England, verlassene Häuser, romantische Gässchen: Als Spieler in "Ether One" kann man sehr schnell darauf vergessen, dass man hier laut Hintergrundgeschichte eigentlich in den Erinnerungen bedauernswerter Kranker unterwegs ist. Die überall verstreuten Rätsel können, müssen aber nicht gelöst werden - man kann auch einfach ganz entspannt die Atmosphäre auf sich wirken lassen.

Ether One, Windows, PS4, ca. 20 Euro

Foto: Ether One

Klanginsel

Der nostalgische Pixel-Look täuscht: Die Inselwelt von "Proteus" lädt trotz auf den ersten Blick spartanischer Darstellung zu einer meditativen Wanderung der Sonderklasse. Jedes einzelne Element der Spielewelt macht sich durch seinen eigenen musikalischen Beitrag zur einzigartigen Klanglandschaft der Insel bemerkbar, und so spazieren Spielerinnen und Spieler in vier Jahreszeiten durch einen dichten Teppich aus Musik und Ambient-Sound - ein einzigartiges Erlebnis.

Proteus, Windows, Mac, Linux, PS3, PS Vita, ca. 10 Euro

Foto: Proteus

Makabrer Herbstspaziergang

Eine schönere Herbstwanderung als jene in "The Vanishing of Ethan Carter" ist schwer zu finden: Von rauschenden Wäldern über verfallende Kirchen bis hin zu einer einsamen Stadt am Stausee führt der Pfad in einem Mystery-Thriller, der ganz ohne Action auskommt. Die Suche nach dem verschwundenen Ethan birgt einige düstere Rätsel, doch die spektakuläre Welt lässt sich auch ohne Ehrgeiz einfach staunend durchstreifen - nur manch makabrer Hinweis auf die Spielhandlung am Wegesrand stört die Wanderidylle.

The Vanishing of Ethan Carter, Windows, PS4, ca. 20 Euro

Foto: The Vanishing of Ethan Carter

Schottische Einsamkeit

"Dear Esther" ist zu Recht ein Klassiker und noch immer einer der schönsten Spaziergänge, die man am Monitor erleben kann: Die meditative Wanderung über die abendliche Hebrideninsel vor Schottlands Küste überzeugt nicht nur durch ihre wunderschöne Optik, sondern ist im Verein mit der grandiosen Musikuntermalung und enigmatischer Erzählung eine Pflichtwanderung für virtuelle Touristen. Das noch heuer folgende "Everybody’s Gone To The Rapture" derselben Macher soll in die Fußstapfen dieses großen, ersten "Walking Simulators" treten.

Dear Esther, Windows, Mac, Linux ca 8 Euro

Foto: Dear Esther

Auf fremden Planeten

Spazierengehen auf anderen Planeten - warum nicht? Einerseits ist "Lifeless Planet" ein hintergründiges, atmosphärisch dichtes Science-Fiction-Abenteuer, andererseits einfach eine stets zum Staunen verführende Wanderung über einen nur zu Beginn trostlos staubigen Planeten. Die spektakulären Landschaften, durch die Spielerinnen und Spieler ihren kleinen Astronauten stapfen lassen, bleiben nachdrücklich im Gedächtnis hängen - wenn auch im späteren Spielverlauf zunehmend herausfordernde Sprungpassagen die reine Entdeckerfreude etwas trüben.

Lifeless Planet, Xbox One, Windows, Mac, ca. 20 Euro.

Foto: Lifeless Planet

Spirituelle Reise

Der Titel sagt’s: "Journey" schickt seine Spielerinnen und Spieler nicht auf einen Spaziergang, sondern vielmehr auf eine Reise, die sie – sogar gemeinsam mit zufällig zugeteilten menschlichen Mitspielern – von kargen Wüsten über Ruinenstädte bis hin zu eisigen Berggipfeln führt. Die optisch und atmosphärisch beeindruckende Wanderung ist ein Erlebnis, das Emotionen und Sehnsüchte wach werden lässt – ein Ausnahmespiel im besten Sinn. In Kürze soll die PS4-Version erscheinen.

Journey, PS3, PS4 (in Kürze), ca 13 Euro

(Rainer Sigl, 22.6.2015)

Foto: Journey