Wien - Die von Sozialdemokraten geführte Periodika Privatstiftung hat ihre Anteile an Wiens größter und Österreichs zweitgrößter Tageszeitung "Heute" laut Firmenbuch merklich aufgestockt: von 26 auf nun 49 Prozent an der Muttergesellschaft des "Heute"-Verlags AHVV. Die von "Heute"-Herausgeberin Eva Dichand kontrollierte Privatstiftung Pluto reduzierte ihren Anteil von 74 auf 51 Prozent. Dichand erklärt das mit Gesprächen über eine Beteiligung eines europäischen Medienkonzerns am Digitalbereich von "Heute". Der habe sich "doch nicht" am Zeitungsverlag beteiligt.

"Eigentümer bleiben!"

"Die seit 2005 unveränderten Eigentümer Periodika 26%+Pluto PS 74% bleiben!" Das twitterte "Heute"-Herausgeberin Eva Dichand am 23. September 2014, als DER STANDARD über ihren neuen Geschäftsführer - Rainer Newald - für "Heute" und den AHVV-Verlag berichtete.

Foto: Screenshot Twitter Account @EvaDichand

Nun stimmt Dichands Tweet noch immer - 2014 waren es ja noch 26 zu 74 Prozent, und die zwei Privatstiftungen blieben Eigentümer. Nur eben mit merklich verschobenen Gewichten.

Dichands Erklärung

Eva Dichand erklärt die Verschiebung mit einer bevorstehende Beteiligung eines Investors. "Wir verhandeln derzeit mit einem ausländischen Medienkonzern", sagte Dichand der APA.

"Ein großer europäischer Verlag, ein großes Medienhaus" wollte ursprünglich Anteile am 'Heute'-Verlag kaufen, nun sei man "in Endverhandlungen" über eine Beteiligung und Ausgliederung des Digital-Bereichs von "Heute". "Vielleicht wird das auch eine Mehrheitsbeteiligung", erklärte die "Heute"-Chefin.

Die doch nicht übernommenen Anteile am "Heute"-Verlag AHVV habe schließlich die Periodika Privatstiftung gekauft.

"Heute"-Eigentum im Detail

Der AHVV-Verlag gehört laut Firmenbuch seit Mai 2012 der Ultimate Media Beteiligungs - und Management GmbH. Die Entwicklung der Anteile an der Ultimate, gegenüber der ersten Fassung korrigiert:

Bei ihrer Gründung 2009 gehörte die Ultimate zu 74 Prozent der Fidelis Medien GmbH* und zu 26 Prozent der Periodika Privatstiftung.

Dichands Pluto Privatstiftung übernahm die 74 Prozent der Fidelis laut Firmenbuch 2012, die Periodika hatte weiter 26 Prozent.

Mit Jahresbeginn 2015 nun wurden die neuen Eigentumsverhältnisse eingetragen: Nun hat die Periodika seit Jahresbeginn 2015 laut Firmenbuch 49 Prozent und Dichands Pluto 51 an der Ultimate, also der Eigentümerin des "Heute"-Verlags.

"Frechheit"

"Heute"-Gründer Wolfgang Jansky verwahrt sich im Gespräch mit dem STANDARD dagegen, dass die Periodika Privatstiftung praktisch der SPÖ zugeordnet werde. "Das entbehrt jeder Grundlage". "Ich wurde 2004 als Privatperson unternehmerisch tätig", sagt er über die Gründung von "Heute". Viele hätten sein Projekt damals nicht ernst genommen.

Den drei Stiftungsvorständen der Periodika Privatstiftung könne niemand etwas auftragen oder ihnen dreinreden, erklärt Jansky.

Dass der "Standard" die Beteiligungsänderung mit der Schlagzeile "Mehr Rot, weniger Dichand" betitelt, verärgerte auch Eva Dichand vernehmbar. "Eine Frechheit. Reine Erfindung."

Gründer, Manager, Stiftungsvorstand Jansky

Dichand hat vielfach jede SPÖ-Nähe von "Heute" zurückgewiesen. Wolfgang Jansky, noch heute Geschäftsführer, hat die Gratiszeitung 2004 gegründet. Davor war Jansky Pressesprecher von Werner Faymann, damals Wohnbaustadtrat in Wien und Wahlneffe von "Krone"-Herausgeber Hans Dichand.

Jansky ist heute auch Vorstandsvorsitzender der Periodika Privatstiftung, sein Vize im Periodika-Stiftungsvorstand ist der Wiener Steuerberater Günther Havranek (HFP). Werner Faymann, SPÖ-Chef und Kanzler, hat Havranek etwa schon zur Sanierung der SPÖ-Finanzen beigezogen.

Drittes Vorstandsmitglied von dreien laut Firmenbuch: Katja Deutsch, Prokuristin im Corporate-Verlag QMM, der etwa für die Mietervereinigung "Fair Wohnen" herausgibt und zu 95 Prozent der Periodika gehört.

"Heute" statt "U-Express"

Dichands Mitgesellschafter in der Mediaprint hatten Dichand senior im Frühjahr 2004 gerade sein Lieblings-Projekt "U-Express" abgedreht; selbst eine solche Gratiszeitung zu gründen, konnten ihm die "Krone"-Mitgesellschafter aufgrund der Gesellschaftsverträge verbieten. Wenige Wochen nach dem Aus für den "U-Express" und dem Nein aus Essen auf Dichands Anfrage, beschloss der bisherige Faymann-Pressesprecher, eine Gratiszeitung namens "Heute" zu gründen. Mit dem Team des "U-Express" und mit einem Kredit der Bank Austria sowie mithilfe einer Stiftung, die ein ehemaliger Bank-Austria-Vorstand ins Leben rief: der Periodika.

Eva Dichand wurde 2005 Geschäftsführerin und 2006 zudem Herausgeberin von "Heute". Über die tatsächlichen Eigentumsverhältnisse dort wurde seit Gründung der Gratiszeitung recherchiert und spekuliert - mit überschaubaren Ergebnissen.

Mehrheit offengelegt

Erst 2012, da trat das Medientransparenzgesetz in Kraft, legte Eva Dichand offen, dass ihre Pluto Privatstiftung (gegründet mit ihrem Bruder) 74 Prozent an "Heute" hält. Begünstigte dieser Stiftung sind Eva Dichand und ihre drei Kinder mit "Krone"-Herausgeber Christoph Dichand, der auch die 50 Prozent der Erben Hans Dichands an der "Krone" vertritt.

"Krone"-Gründer und "U-Express"-Erfinder Hans Dichand starb vor bald fünf Jahren am 17. Juni 2010. Das Erbe ist laut Firmenbuch noch immer nicht geregelt. Eva Dichand stimmte zuletzt in "News" in die Vermutung ein, dass die Dauer des Vorganges wohl an der gewaltigen Kunstsammlung Dichands liegt, darunter Gustav Klimts "Danae".

Eva Dichand hat in "News" nun auch die STANDARD-Infos bestätigt, dass sie und Ihr Mann Christoph noch heuer mit ihren Kindern für eine Weile in die USA gehen. Kolportiert wurde ein Jahr, Dichand spricht von "voerst" Monaten. (fid, APA, 10.6.2015)