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Seit Mai unterstützt ein unbemannter Schiebel-Hubschrauber wieder die Hilfsorganisation Migrant Offshore Aid Station dabei, Flüchtlinge in Seenot zu retten.

Foto: Reuters / Darrin Zammit

Der auf Malta lebende US-Millionär Christopher Catrambone hat es sich zur Aufgabe gemacht, Flüchtlinge vor dem Tod auf hoher See zu bewahren. Mit seiner Frau Regina, einer Italienerin, kaufte der im Versicherungsbereich tätige Unternehmer einen Fischkutter und gründete die Stiftung "Migrant Offshore Aid Station" (Moas). An Bord des Schiffes Phoenix ist eine 20-köpfige Crew im Einsatz.

Mit dabei: der Camcopter S-100, ein unbemannter Hubschrauber des niederösterreichischen Hightech-Unternehmens Schiebel. Mit diesen Geräten wird der bislang durch den Horizont begrenzte Sichtbereich der Phoenix deutlich erweitert, erläutert Schiebel-Geschäftsführer Hannes Hecher. Der S-100 sei eine der ausgereiftesten Drohnenentwicklungen weltweit. Er verfügt über eine Reichweite von 200 Kilometern rund um die Basisstation auf der Phoenix und kann bis zu zehn Stunden in der Luft sein.

Große Entfernungen

Dadurch können die Flüchtlingsboote bei Tag und Nacht, selbst bei starkem Seegang und in großer Entfernung ausgemacht werden. Denn auf der Unterseite der 200 Kilo schweren Fluggeräte – Camcopter ist eine Wortkombination von Camcorder und Helikopter – sind Infrarot- und Tagbildkamera angebracht. Diese liefern Aufnahmen an die zwei Schiebel-Mitarbeiter, die von der Phoenix aus das Gerät dirigieren: ein Pilot und ein Kameramann. Wenn die beiden etwas ausmachen, informieren sie den Kapitän, der Kurs auf das Flüchtlingsboot nimmt.

Für das Unternehmen, das von Hans-Georg Schiebel in den 50er-Jahren mit der Entwicklung und Produktion hochtechnologischer Minensuchgeräte gegründet wurde, ist diese Hilfe eine karitative Aktion. Schiebel stellt Moas zwei der Drohnen zur Verfügung – eine ist im Einsatz, während die andere gewartet wird.

Diese Camcopter – bisher wurden weltweit über 200 verkauft – werden etwa auch von der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) zur Prüfung des Waffenstillstands beziehungsweise von dessen Verletzung in der Ukraine eingesetzt.

Seit 19 Jahren entwickelt das Wiener Neustädter Unternehmen diese Hightech-Geräte. Sie finden bei der Grenzsicherung ebenso Verwendung wie bei der Schmuggelaufklärung. Der Export der Camcopter ist genehmigungspflichtig, und zwar beim Wirtschaftsministerium. Die Fluggeräte gingen in den Nahen Osten ebenso wie in die USA und Russland. Meist werden sie zur Grenzsicherung, von Marines oder bei der Überwachung von Pipelines eingesetzt.

Unbemannte Flüge

Auch in Österreich wären viele Verwendungsmöglichkeiten vorstellbar; doch ist der Einsatz noch beschränkt. "Unmanned Aerial Vehicles" dürfen nur im gesperrten Luftraum fliegen, also etwa über dem Truppenübungsplatz Allentsteig. Im großen Rest des österreichischen freien Luftraums dürfen die Drohnen erst gar nicht aufsteigen.

Ähnliche Regelungen gibt es überall in der EU. Deshalb arbeitet das Unternehmen daran, eine Zertifizierung bei der European Aviation Safety Agency zu erlangen. Dann wären Flüge auch im freien Luftraum erlaubt. Bis 2017, so die Hoffnung Hechers, soll die Bewilligung dafür vorliegen.

Damit wären Aufgabenstellungen wie die Überprüfung der Verkehrslage möglich. Oder in der Landwirtschaft könnten Ackerflächen auf Schädlingsbefall gescannt werden. Die Drohnen kämen bei Katastrophensondierungseinsätzen zum Zug.

Denn die Helikopter benötigen weder Start- noch Landebahn und können etwa auch in enge Täler einfliegen. Der Kostenpunkt der Gerätschaften, die meistens im Zweierpack verkauft werden (einer im Einsatz, einer beim Service): eine halbe Million Euro aufwärts.(Johanna Ruzicka, 16.6.2015)