Waschen wie am Fließband mit Chiptechnologie - jedes Handtuch, jedes Bettlaken hat einen UHF-Chip. Damit lässt sich genau auslesen, in welchem Stadium des Reinigungsprozesses etwas ist.

Foto: Count IT

Wien - Warum sollte eine Wäscherei mit Chips ausgestattet werden? Noch dazu mit sogenannten UHF-Chips, den modernsten im Bereich der RFID-Technologie ("radio frequency identification")?

"Wenn die Wäsche am Standort ankommt, können wir innerhalb von zwanzig, dreißig Sekunden containerweise die Wäsche lesen und mit 95-prozentiger Genauigkeit erfassen", erläutert Stefan Leopoldseder, Leiter Applications and Services bei Wozabal.

Es handelt sich bei UHF um Chips im Ultra-high-Frequency-Bereich. Das heißt, die Chips können auf eine Entfernung von etwa einem halben bis zu einem Meter Informationen auslesen. Außerdem funktionieren die Chips bei Bedingungen, wie sie in Wäschereien gemeinhin vorherrschen, also bei Hitze und Nässe, erläutert Markus Szöky vom IT-Unternehmen Count-IT. Das Unternehmen mit Sitz im oberösterreichischen Softwarepark Hagenberg hat die Software für die Automatisierung in Enns entwickelt. Im Vergleich zur Vorgängertechnologie oder zum Barcodesystem funktioniert dadurch die Sortierung, Zuteilung und Verpackung der sauberen Wäsche schneller und damit kostengünstiger. Der Chip-unterstützte Sortier- und Kommissionier- (also: Zuteilungs-)Prozess reduziert die Fehlerquote erheblich. Dafür wurden sogenannte UHF-Kabinen entwickelt, in denen die Wäschestücke im Pulk, d. h. in einem Durchgang, ausgelesen werden können.

Weniger Mitarbeiter

In Enns braucht es etwa um die Hälfte weniger Mitarbeiter als an den anderen Wäschereistandorten. Wozabal hat sieben Betriebe in Österreich, Tschechien, Deutschland und Italien. Insgesamt wurden in den Neubau in Enns etwa 14 Millionen Euro gesteckt. Daneben fielen Kosten für Personal, Entwicklung und Implementierung der Software sowie der Infrastruktur an. Die Chips muss- ten an die Wäsche angebracht werden; dafür musste rund ein Euro pro Teil veranschlagt werden.

"Anhand der Daten, die die UHF-Antennen liefern, gibt es eine saubere Nachverfolgung der einzelnen Teile. So kann man verschiedene Berechnungen vornehmen und die Performance in der Wäscherei für eine möglichst kurze Durchlaufzeit optimieren", so Szöky. So konnte pro Mitarbeiter und Arbeitsstunde der Wäscheumschlag von 60 auf hundert Kilogramm gesteigert werden. Der Kunde hat dank Chips mehr Information über seinen Verbrauch, sodass er die Wäschebestellungen besser koordinieren kann.

Das Mietwäscheunternehmen mit seinen 900 Mitarbeitern rüstet derzeit schrittweise auf UHF um und will die Werke unterschiedlich tief damit ausrüsten. Vom Wozabal-Werk in Rankweil, das seit vergangenem Dezember mit UHF-gechippter Wäsche arbeitet, versorgt das Unternehmen Vorarlberger Krankenhäuser. Auch vom Werk in Budweis wird Wäsche mit UHF-Chips an tschechische Krankenhäuser und Seniorenheime ausgeliefert. Als Nächstes soll die Wäsche am Standort Lenzing durchgechippt werden.

Bis Mitte 2017 soll die 100-prozentige Umstellung auf UHF-Chips in allen Geschäftsfeldern erreicht sein, die Automatisierung der Produktionsanlagen mit UHF-Technologie wird jedoch noch etwas auf sich warten lassen.

RFID im Alltag

Angebracht an Waren dienen RFID-Chips der Diebstahlsicherung und dem Bestandsmanagement. Als Schlüssel kontrollieren sie den Zugang zu Gebäuden oder Skiliften. Am Arbeitsplatz werden sie zur Zeiterfassung eingesetzt. Auch Dienste wie Micropayment mit Bankomatkarte oder Bezahlen per Smartphone, die unter dem Begriff der "Near Field Communication" (NFC) bekannt sind, funktionieren auf RFID-Basis. Außerdem werden die Chips - implantiert unter die Haut - für die Identifikation von Nutz- und Haustieren eingesetzt. UHF-Chips haben derzeit noch keine besondere Verbreitung. (Valerie Uhlmann, 10.6.2015)