Wien/Telfs - Jährlich treffen sich die Mächtigsten der Mächtigen, sie dinieren, saunieren, konferieren mehrere Tage lang in der Diskretion exklusiver Hotelanlagen. Auf diesen Bilderbergkonferenzen würden die Schattenherrscher eine von Treffen zu Treffen changierende Weltregierung bilden - die schon für so manche Notiz der Weltgeschichte die Vorlage geschrieben haben soll. Das behaupten zumindest Kritiker der elitären Zusammenkunft. Die zahlreiche Verschwörungstheorien in die Welt gesetzt haben.

Im Tiroler Telfs-Buchen, wo derzeit die diesjährige Konferenz stattfindet, kamen die sogenannten Bilderberger schon einmal zusammen - und hätten dort eine weltverändernde Idee geboren. Im Jahr 1988 sei dort nämlich die deutsche Wiedervereinigung beschlossen worden. Damals unter anderem anwesend: Wendekanzler Helmut Kohl. Der soll sich den Platz an der Spitze der deutschen Regierung übrigens zuvor beim Bilderbergtreffen im Jahr 1980 gesichert haben, wo er auch zugegen war.

"Westlicher Machterhalt"

Auch einer Reihe anderer deutscher Kanzler wird nachgesagt, ihre politische Bestimmung sei nicht auf das Wahlvolk, sondern Bilderbergkonferenzen zurückzuführen - Helmut Schmidt wie auch Angela Merkel wurden wenige Monate nach ihrer Teilnahme zum Regierungsoberhaupt ernannt. Allerdings: Auch der schlussendliche Wahlverlierer Peer Steinbrück wurde nach seinem Konferenzbesuch von einigen Verschwörern bereits zum nächsten Regierungschef gekrönt - um nur ein Beispiel zu nennen, wo die Kanzlertheorie einfach gar nicht aufging.

Befeuert wird der Argwohn von Liebhabern kruder Theorien durch die Tatsache, dass die Konferenzen nicht protokolliert werden, keine Berichterstattung erlaubt ist und die Teilnehmer in der Regel nicht darüber sprechen. Da die Bilderberger zumeist aus Europa und den USA stammen, behaupten manche, das Treffen diene dem Machterhalt der westlichen Welt.

Angebliche Auslöser der Ölkrise

Tapfer hält sich unter Verschwörungsdenkern das Gerücht, dass auf der Konferenz 1973 die erste Ölkrise angefacht worden sei - durch eine dortige Entscheidung auf künstliche Verknappung des Rohstoffes. Auch der zweite Irakkrieg wird immer wieder mit Bilderbergbeschlüssen in Zusammenhang gebracht. Der Name des US-Präsident George W. Bush war allerdings nie auf einer Teilnehmerliste des Treffens zu lesen.

Ob an den Theorien etwas dran ist, bleibt freilich schwer zu überprüfen. Verschwörungsskeptiker haben allerdings ein gutes Argument: Es gibt zahlreiche offizielle Treffen zwischen Wirtschaftsbossen, Politikern, den Mächtigen der Welt, um über die Geschicke von Menschen und Millionen zu entscheiden - dafür brauche es gar keine Geheimkonferenz. (mika, 11.6.2015)