Innsbruck - Zwei auf Hochglanz polierte silberbraune Gasflaschen sind auf dem Profilbild zu sehen. Auf der größeren der beiden ist in Schwarz-Weiß ein Gesicht abgebildet. Die Qualität des Fotos ist schlecht. Es lässt sich nicht genau sagen, ob das Konterfei auf das Gefäß gedruckt wurde oder ob es sich um eine Fotomontage handelt. Eindeutig ist: Es ist die Visage Adolf Hitlers. "Dafür stehe ich mit meinem Namen", steht in schwarzen Lettern im unteren Bilddrittel geschrieben.

Dieses Profilfoto gehörte zur geschäftlichen Telefonnummer eines Innsbrucker Gasflaschenlieferanten. Er verwendete es auf dem Onlinenachrichtendienst WhatsApp. Eine Kundin, eine Innsbrucker Lokalbesitzerin, die nicht namentlich genannt werden möchte, wurde bei einer Gasflaschenbestellung darauf aufmerksam.

Vergangene Woche kontaktierte sie dann die Firma Flaga, Österreichs führender Flüssiggasanbieter, von dem sie ihre Flaschen bezieht. "Wir konfrontierten den Mitarbeiter sofort. Er zeigte sich reuig und zerknirscht und machte für sein Handeln Gedankenlosigkeit und Dummheit verantwortlich", heißt es in einer Stellungnahme des Unternehmens auf Anfrage des STANDARD.

Keine Entlassung

Der als Lkw-Fahrer angestellte Mitarbeiter sei mündlich und schriftlich verwarnt worden und soll nun eine Distanzierung von nationalsozialistischem Gedankengut unterschreiben. "Im Sinne einer zweiten Chance sehen wir von einer fristlosen Entlassung ab, weisen den Mitarbeiter aber darauf hin, dass es bei einem weiteren ähnlichen Vorfall ohne Warnung zur fristlosen Entlassung kommen wird", schreibt Flaga.

Die Innsbrucker Lokalbesitzerin sei die erste und einzige Kundin gewesen, die den Sachverhalt gemeldet habe. Sie ist mit der Reaktion des Unternehmens nicht ganz zufrieden: "Ich bin selbst Migrantin und werde mich künftig schon etwas komisch fühlen, wenn ich von diesem Mann eine Lieferung bekomme. Ich weiß ja jetzt, welches Gedankengut er vertritt, auch wenn er sich entschuldigt."

Berglöwe statt Hitler

Die Firma Flaga betont, dass man sich "auf das Schärfste von rechtsradikalem und ewig gestrigem Gedankengut" distanziere. Rassismus, Antisemitismus und andere menschenverachtende Ideologien würden nicht toleriert und "entsprechende Verfehlungen konsequent geahndet".

Der Mitarbeiter hat sein Profilbild übrigens rasch ausgetauscht, nachdem er von seinem Arbeitgeber kontaktiert wurde. Um sein WhatsApp-Konto zu bebildern, hat er sich nun für einen Berglöwen entschieden, der die Denkerpose einnimmt. (Katharina Mittelstaedt, 12.6.2015)