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Die Nummer 18 ist die Nummer 1 im Training.

Foto: APA/AP/Vincent

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Die Nacht der munteren Motorsportler.

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Le Mans - 60 Jahre nach der Unfalltragödie mit 84 Toten und 50 Jahre nach dem ersten österreichischen Sieg durch Jochen Rindt geht am Wochenende die 83. Auflage der 24 Stunden von Le Mans in Szene. Das Duell heißt Deutschland gegen Japan, denn beim Motorsport-Klassiker in Frankreich treten in der "Königsklasse" LMP-1 Audi und Porsche gegen Toyota und Neuling Nissan an.

In Wahrheit heißt es aber auch diesmal wieder Audi gegen Porsche. Das Qualifying stand ganz klar im Zeichen von Rekord-Sieger Porsche, der im Vorjahr nach 16 Jahren zurückgekehrt war. Romain Dumas/Neel Jani/Marc Lieb im schwarzen Auto mit der Nummer 18 reichte die Mittwoch-Runde von 3:16,887 Min., um sich vor dem Trio rund um Mark Webber sowie jenem von Force-India-Pilot Nico Hülkenberg die Pole Position zu holen. Damit stellte Porsche seine drei 919er-Hybrid-Prototypen auf die ersten drei Startplätze, gefolgt von den drei Audis und den beiden Toyotas.

Audi peilt Sieg an

Obwohl die Porsche auf einer Runde des 13,629 Kilometer langen Kurses schneller sind, will Titelverteidiger Audi mit Ausdauer und Effizienz beim härtesten Langstrecken-Rennen der Welt seine Siegesserie fortsetzen. Fünf Mal in Folge seit 2010 haben die Sportwagen mit den vier Ringen den Klassiker, zu dem jährlich an die 250.000 Fans pilgern, gewonnen. Audi peilt nun den bereits 14. Le-Mans-Sieg in den vergangenen 16 Jahren an. Damit würde man Rekordsieger Porsche (16 Siege) schon bedrohlich nahe kommen.

Eine Woche vor dem Formel-1-Grand Prix in Österreich blickt die Motorsport-Szene jedenfalls gebannt nach Le Mans, wo am Samstag um 15.00 Uhr (live Eurosport) die Startflagge fällt. Audi gegen Porsche, das ist nicht nur ein Duell zweier Marken aus dem Haus Volkswagen, sondern auch eines zweier Österreicher. Beim Titelverteidiger aus Ingolstadt führt der gebürtige Wiener Wolfgang Ullrich als Motorsportchef das Kommando. Bei Porsche ist auch im zweiten Jahr nach der Rückkehr in die Langstrecken-Szene der Steirer Fritz Enzinger der Fädenzieher.

Wurz ohne große Sieghoffnungen

Insgesamt 56 Fahrzeuge gehen 2015 an den Start, davon 14 LMP1-Prototypen. In einem dieser zwei Toyotas, in jenem mit der Nummer 2, sitzt der Österreicher Alexander Wurz. Der zweifache Le-Mans-Gesamtsieger macht sich diesmal aber keine allzu großen Siegeshoffnungen, weil die deutsche Konkurrenz schneller ist. Mehr als Platz sieben im Qualifying war für den Wurz-Toyota nicht drin.

Dazu kommen je drei Audis, Porsches und Nissans sowie drei Nicht-Hybrid-Autos, darunter der Rebellion mit dem Österreicher Dominik Kraihamer (Nr. 13). Audi setzt mit Marcel Fässler (SUI), Andre Lotterer (GER) und Benoit Treluyer (FRA) auch das aktuell erfolgreichste Le-Mans-Siegertrio ein. Bei Porsche sitzen mit Hülkenberg und Webber erfahrene Formel-1-Piloten am Steuer.

Dr. Dempsey

In den Gran-Turismo-Klassen sind bei den Profis mit dem dreifachen Le-Mans-Klassensieger Richard Lietz (Porsche) sowie bei den Amateuren mit Klaus Bachler (Porsche) und Matthias Lauda (Aston Martin) weitere Österreicher am Start. Das Lauda-Auto erzielte auch Bestzeit in der GTEAm, in der auch wieder US-Schauspieler Patrick Dempsey mit einem 911er-Porsche dabei ist.

Seit 1923 wird der Klassiker im westfranzösischen Departement Sarthe ausgetragen. Weltweites Prestige genießt das Rennen auch, weil es wie kein zweiter Motorsport-Wettbewerb Tradition und Fortschritt verbindet und sich als härtestes Testfeld für Technologien anbietet.

Innovative Hybrid-Technologien

Audi etwa war 2006 der erste Hersteller, der das Rennen mit Dieselantrieb gewonnen hat. Auch der erste Gewinner mit Hybridantrieb trug 2012 die vier Ringe auf der Haube. Bis heute ist der diesel-elektrische Antrieb von Audi in Le Mans ungeschlagen. Seit 2014 fahren gleich zwei Marken aus dem VW-Konzern gegeneinander und kämpfen mit innovativen Hybrid-Technologien um den prestigeträchtigen Sieg.

Die vier Hersteller treten mit vier unterschiedlichen Konzepten an - vom Verbrennungsprinzip über die Motor-Anordnung im Rennwagen bis zu Umfang und Art der Energie-Rückgewinnung und ihrer Speicherung. "Den Verantwortlichen ist es gelungen ein Reglement zu schaffen, das einen spannenden Wettbewerb verschiedener Effizienz-Konzepte ermöglicht", begrüßte dies Ullrich.

Unfall von Jan Magnussen

Fässler, Lotterer und Treluyer haben in den vergangenen vier Jahren nicht nur drei Mal Le Mans gewonnen, sondern auch die ersten beiden WM-Läufe des Jahres in Silverstone und Spa-Francorchamps. Sie kommen daher als Tabellenführer an die Sarthe. In Spa war der neue Audi R18 e-tron quattro im Qualifying sieben und im Rennen vier Sekunden schneller als im Vorjahr, obwohl er nun mit 2,8 Prozent weniger Kraftstoff auskommen muss. Das liegt u.a. an einem überarbeiteten V6-TDI-Motor und einem doppelt so leistungsfähigen Hybridsystem.

Wie gefährlich Le Mans ist, zeigte sich auch im letzten Qualifying. Jan Magnussen, Vater des Formel-1-Fahrers Kevin Magnussen, verunglückte in der Nacht auf Freitag in seiner Corvette so schwer, dass abgebrochen werden musste. Der Däne musste nach dem Unfall ins Krankenhaus, war aber ansprechbar. Erst 2013 war mit Allan Simonsen ein Landsmann von Magnussen tödlich in Le Mans verunglückt. (APA, 12.6.2015)