Mit dem Kurd Laßwitz Preis für den besten deutschsprachigen SF-Roman des Jahres 2014 ausgezeichnet: Tom Hillenbrands "Drohnenland".

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Die bange Frage, wie das Schiff auf die Pyramide kam: Timo Kümmels Cover für den siebten Band der "Kaiserkrieger"-Reihe wurde zur besten SF-Graphik gewählt.

Foto: Timo Kümmel/Atlantis

München - Überschattet vom Tod des großen Wolfgang Jeschke, wurden in München die diesjährigen Preisträger des Kurd Laßwitz Preises, der renommiertesten Auszeichnung für Science Fiction im deutschsprachigen Raum, bekannt gegeben. Dabei konnten heuer nicht zuletzt Kleinverlage Erfolge verbuchen.

Der beste Roman

Aus einem Jahrgang, der in Sachen deutschsprachige SF-Romane vermutlich nicht als der stärkste in die Annalen eingehen dürfte, wurde Tom Hillenbrands "Drohnenland" knapp zum Sieger gewählt: ein Krimi aus einer nahen Zukunft, die von Überwachung und Datenkraken geprägt ist. Die Preisverleihung erfolgt im Rahmen des diesjährigen PentaCons am 12. September in Palitzschhof, Dresden.

Mit nur einem Punkt Abstand wurde Ralf Boldts in eine ungewohnt ländliche Atmosphäre getauchter Zeitreiseroman "Der Temporalanwalt" Zweiter, gefolgt von Uwe Posts skurriler Space Opera "Sterne in Asche". Die weiteren Kandidaten waren Dietmar Daths "Feldeváye. Roman der letzten Künste", Nadine Boos' Beitrag zum D9E-Universum "Der Schwarm der Trilobiten", Andreas Brandhorsts "Das Kosmotop" und Marcus Staigers "Die Hoffnung ist ein Hundesohn".

Kürze mit Würze

Eine kleine Überraschung stellt vielleicht die Wahl in der Kategorie "Bestes ausländisches Werk" dar: Ursula K. LeGuins "Verlorene Paradiese" ("Paradises Lost"). LeGuin ist zwar seit Jahrzehnten einer der größten Namen im Genre und "Verlorene Paradiese" - eine mit religiösen und philosophischen Betrachtungen gespickte Geschichte über Menschen an Bord eines Generationenschiffs - ist eine uneingeschränkte Leseempfehlung. Doch misst der Roman ganze 147 Seiten. Die Zuerkennung des Preises ist damit auch ein erfreuliches Signal der Anerkennung für die Beschränkung aufs Wesentliche in Zeiten, da allzuviele SF-Werke zu riesigen Volumina aufgeblasen werden.

Und die von LeGuin geschlagene Konkurrenz kann sich wirklich sehen lassen: Dazu gehören Andy Weirs derzeit verfilmter Sensationserfolg "Der Marsianer", Ted Chiangs hervorragende Kurzgeschichtensammlung "Das wahre Wesen der Dinge" und der letzte "Kultur"-Roman von Iain Banks, "Die Wasserstoffsonate", ebenso wie Dave Eggers "Der Circle" und Ian Tregillis' "Saat des Unheils" sowie "Auslöschung" von Jeff VanderMeer, das vor wenigen Tagen erst den Nebula Award der Science Fiction and Fantasy Writers of America erhalten hatte.

Der Wahlmodus

Allerdings ist es auch nichts Neues, dass speziell Autoren ein Herz für Novellen und Kurzromane haben. Und sie sind es, die zusammen mit Verlegern, Jornalisten und anderen im SF-Bereich Berufstätigen die Kandidaten für den Kurd Laßwitz Preis nominieren und wählen. Daraus ergibt sich eine von Jahr zu Jahr fluktuierende Großjury - heuer haben sich 71 SF-Schaffende beteiligt.

Ausnahmen sind der Preis für die beste Übersetzung und das beste Hörspiel, bei denen jeweils kleine Fachjurys den Sieger küren. Die Auszeichnung für die beste Übersetzung erhielten ex aequo Horst Illmer für "Verlorene Paradiese" sowie Justin Aardvark und Jürgen Zahn für Ian Doeschers "William Shakespeares Star Wars". Die Hörspiel-Jury war bis zur Bekanntgabe der Preise noch zu keinem Ergebnis gekommen.

Erfolg für die Kleinen

Der Sonderpreis für einmalige Leistungen im Bereich der Science Fiction ging an den Heyne-Verlag bzw. an dessen Redakteure Bernd Kronsbein, Elisabeth Bösl, Christian Endres und Sebastian Pirling. Heyne hat im 50. Jahr des Bestehens seiner SF-Schiene mit dieZukunft.de ein Webportal eingerichtet, das sich nicht auf das verlagseigene Programm beschränkt, sondern auch Nachrichten und Hintergrundberichte aus der Welt der Science Fiction bietet.

Abgesehen vom langjährigen Branchenführer können sich aber vor allem Kleinverlage über Auszeichnungen freuen. So kann der rheinländische Atlantis Verlag nicht nur die beiden Preise für "Verlorene Paradiese" für sich verbuchen, sondern auch den für die beste Graphik: In dieser Kategorie gewann Timo Kümmel mit seinem Titelbild für den siebten Band der "Kaiserkrieger"-Reihe Dirk van den Booms, "Aufgehende Sonne".

Und der in Nordrhein-Westfalen ansässige Exodus-Verlag, Herausgeber des gleichnamigen Magazins, wurde ebenfalls mehrfach ausgezeichnet. Zum einen ging der Preis für die beste kurze Erzählung an Fabian Tomascheks "Boatpeople", erschienen in "Exodus 31". Zum anderen erhielten die Herausgeber von "Exodus", René Moreau, Olaf Kemmler und Heinz Wipperfürth, den Preis für langjährige herausragende Leistungen im Bereich SF - und zwar für die Förderung des Formats Kurzgeschichte.

... and finally:

In dieser Kategorie war auch wieder die SF-Rundschau von derStandard.at nominiert. Aber hat sie auch ihr selbstgestecktes Wahlziel erreicht, den sagenhaften vorletzten Platz bei der Wahl 2013 zu verteidigen? [Trommelwirbel, Einblendung des "Star Wars Theme" ...] Ja, sie hat - und zwar mit dem astronomischen Respektsabstand von einem einzigen Punkt vor dem letzten Platz. Yeah! (Josefson, 13.6. 2015)