Gerald Grünberger - Geschäftsführer des Verbandes Österreichischer Zeitungen (VÖZ).

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Wien/Mountain View - Der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) reagiert auf die Ankündigung Googles im Falle einer Einführung eines Leistungsschutzrechts für Presseverlage, Google News in Österreich abzudrehen, pikiert. "Österreichs Zeitungen lassen sich von Drohungen nicht einschüchtern", erklärte der VÖZ am Freitag in einer Aussendung.

"Googles Aussagen sind ein weiterer Beleg dafür, dass der Konzern Verlagen nicht auf Augenhöhe begegnen will, sondern Medien will, die sich seinem Geschäftsmodell willenlos unterwerfen. Wir lassen uns von Drohungen nicht einschüchtern", so VÖZ-Geschäftsführer Gerald Grünberger zu einer E-Mail Googles an Österreichs Zeitungsverlage, in der mit "schwerwiegenden Folgen für das gesamte Internet in Österreich" die Rede war.

"Das Geschäftsmodell von Google bedroht die wirtschaftliche Verwertbarkeit von Zeitungsinhalten. Deswegen hat der Gesetzgeber einen Entwurf für ein Leistungsschutzrecht vorgelegt, das die Inhalte von Journalisten und Verlagen schützen soll. Auch mit dem Leistungsschutzrecht wird Google stolze Einnahmen aus Österreich nahezu steuerfrei ins Silicon Valley transferieren können. Dem Konzern würde dabei kein Stein aus der Krone fallen, wenn er jene an seinen Einnahmen beteiligt, die ihm die professionellen Inhalte für seine Suchergebnisse liefern", betonte Grünberger.

"Fakt ist: Medien sind auf eine faire Leistung in der Google-Suche angewiesen. Deswegen fordern Teile der Netz-Gemeinde, Medien sollten Google mit Demut begegnen. Wer so denkt, hat die Hackordnung der digitalen Ökonomie akzeptiert. Die quasi Monopolstellung, die Google am heimischen Searchmarkt hat, bringt eine erhöhte Fairness-Pflicht mit sich. Google darf seine Marktstellung, an der kein digitales Unternehmen in Europa vorbei kann, nicht zum eigenen Vorteil missbrauchen. Wir wollen faire Spielregeln für das Web und nicht, dass das Faustrecht regiert", erklärte der VÖZ-Geschäftsführer.

Darüber hinaus verbreite Google das "Märchen", das Leistungsschutzrecht könnte Start ups in ihrer Entwicklung behindern Grünberger: "Die unerlaubte Verwendung von fremdem Eigentum hat nichts mit Innovationskraft oder Geschäftstüchtigkeit zu tun. In der analogen Welt nennt man das Diebstahl. Dieses Unrechtsbewusstsein fehlt im Web komplett. Zeitungsverlage investieren viel Geld, um Inhalte zu produzieren. Da ist es nur selbstverständlich, wenn sie nicht tatenlos zusehen wollen, wenn andere damit gutes Geld verdienen. Gesetzestreue Startup-Unternehmen wird das Leistungsschutzrecht nicht behindern." (APA, 12.6.2015)