Foto: Bethesda E3 Showcase

Es war Bethesdas erste eigene E3-Pressekonferenz und den Reaktionen der Journalisten und Zuseher zufolge hat der US-Herausgeber bei seinem Show-Debüt sehr viel richtig gemacht. Erstmals in der Unternehmsgeschichte bündelte man seine prestigeträchtigen Kernmarken, um den Fans und der Konkurrenz zu zeigen, dass die Spielwelt mit einem weiteren Schwergewicht zu rechnen hat. Gleichzeitig machte der privat geführte Mutterkonzern Zenimax damit ein klares Zugeständnis zum teuren und in den letzten Jahren von vielen Branchenfehlschlägen gezeichneten AAA-Segment.

Mut zu investieren

Einerseits beeindruckte Bethesda mit einem ambitioniert angelegten Fahrplan, der in den folgenden 12 Monaten bis Ende Frühjahr 2016 die Veröffentlichung von gleich drei Blockbustern vorsieht: "Fallout 4", "Doom" und "Dishonored 2". Jedes dieser Games wurde auf der E3 präsentiert und bedient ein Millionenpublikum eingeschworener Fans.

Andererseits ist es erfreulich zu sehen, dass es neben den wenigen Milliardenkonzernen rund um Activision und EA noch private Hersteller gibt, die ihr Kapital vorrangig in Hochglanzproduktionen investieren und auch daran festhalten. In Zeiten, in denen (einstige) Kolosse wie Konami oder Sega vom Zukunftsmarkt "Mobile" schwärmen, börsennotierte Big Player ihre Franchises nach Geschäftsquartalen richten und einander mit Marketingmillionen überbieten, ist dies alles andere als eine Selbstverständlichkeit.

Bethesda Softworks

Zeit genommen

Mit der Vorstellungen des neuen "Doom", eine moderne Interpretation des 1993 erschienenen Kult-Shooters, beweist Bethesda zudem, dass es gewillt ist, seinen Marken Zeit zu geben. Das mehrfach verschobene Projekt wurde vor ein paar Jahren komplett neu angefangen, nachdem die Produktion den internen Erwartungen des Studios id Software nicht gerecht wurde. Eine kostspielige Entscheidung, die jedoch sicherstellen sollte, dass derart wertvolle Marken langfristig nicht an Ansehen und Popularität verlieren.

Gleiches gilt für Bethesdas andere Schlüsselfranchises: "Fallout 4" erscheint sage und schreibe sieben Jahre nach Teil 3 und der 2012 erschienene Überraschungshit "Dishonored" wird erst vier Jahre später eine Fortsetzung erhalten. Nach den heutigen Maßstäben annualisierter Spieleserien eine kleine Ewigkeit, die nicht gerade nach Profitmaximierung schreit.

When it's done

Und so aufregend es war, nach vielen Jahren einen neuen Big Player im Rampenlicht der E3 zu sehen, so beruhigt es als Videospielfan umso mehr, dass eine Wiederholung des Bethesda-Spektakels im nächsten Jahr alles andere als sicher ist. Denn während nicht nur die eine oder andere vergangene Pressekonferenz mit farblosen Lückenfüllern oder leeren Ankündigungen nicht einmal Jahre später erschienener oder auch wieder eingestellter Games gespickt war, hat Bethesda solange geschwiegen, bis es etwas Handfestes zu zeigen hatte. Auch davon kann sich die Branche eine Scheibe abschneiden. (Zsolt Wilhelm, 15.6.2015)