Dornbirn – Turnusärztinnen und -ärzte sind mit den Arbeitsbedingungen an Vorarlberger Krankenhäusern zufrieden. Dennoch wollen knapp 54 Prozent von ihnen nach der Ausbildung Vorarlberg wieder verlassen.

Die Werbekampagne der Krankenhausbetriebsgesellschaft der letzten Jahre war erfolgreich. Mittlerweile kommen 52 Prozent der Turnusärztinnen und -ärzte aus anderen Bundesländern, 21 Prozent aus dem Ausland.

Die Jungmedizinerinnen und -mediziner sind zufrieden, ergab die sechste Turnusärztebefragung der Ärztekammer, durchgeführt vom Forschungsbereich Sozial- und Wirtschaftswissenschaften der Fachhochschule Vorarlberg. Ausbildung und Gehalt haben sich laut Umfrage signifikant verbessert. Das Betriebsklima finden 90 Prozent gut, 80 Prozent würden sich wieder in Vorarlberg bewerben.

Abwanderung nach dem Turnus

Nur 26 Prozent der 118 befragten Ärztinnen und Ärzte kommen aus Vorarlberg. Dieser Umstand macht die angespannte Personalsituation nicht leichter, denn über die Hälfte der Turnusärztinnen und -ärzte will nach der Ausbildung wieder wegziehen. Die Gründe sind familiäre Bindungen, aber auch die hohen Lebenshaltungskosten in Vorarlberg.

Diese Abwanderung, die bevorstehende Pensionierungswelle der Babyboomer-Generation und die mit hohen Gehältern lockende Schweiz werden die Vorarlberger Krankenhäuser künftig vor große Personalprobleme stellen, fürchtet Hermann Blaßnig, Kurienobmann der Spitalsärzte.

Möchte man Turnusärztinnen und -ärzte zum Bleiben bewegen, müsse man die Gehälter an jene anderer Bundesländer anpassen. War Vorarlberg die letzten Jahre bei den Ärztegehältern Vorreiter, ist das westliche Bundesland durch die Gehaltsreformen in anderen Bundesländern überholt worden. Blaßnig: "Hier wird man sich überlegen müssen, wie Vorarlberg attraktiv bleiben kann."

Bürokratie frisst Zeit

Trotz der gestiegenen Zufriedenheit mit der Ausbildungsqualität äußern die Jungmedizinerinnen und -mediziner auch in dieser Umfrage Kritik an der Ausbildung. Den Fach- und Oberärzten fehle es an der notwendigen Zeit, ihr Wissen weiterzugeben. "Die Bürokratie, die nichtmedizinischen Tätigkeiten nehmen den Ärzten zu viel Zeit weg", kritisiert Turnusärztin Stefanie Preiß. Die an einigen Abteilungen eingeführte Dokumentationsassistenz sei durchaus noch ausbaufähig.

Die Entlastung der Ärztinnen und Ärzte von bürokratischen Aufgaben durch eigens ausgebildete Dokumentationsassistentinnen und -assistenten stehe noch am Anfang, sagt Blaßnig. Eine Möglichkeit, der Personalknappheit entgegenzuwirken, könnten laut Blaßnig krankenhausübergreifende Ausbildungsplätze sein. (Jutta Berger, 16.6.2016)