Wien – Bisher wurde davon ausgegangen, dass der absolute Großteil der Bestäubungen in landwirtschaftlichen Kulturen von Honigbienen erledigt wird. Eine neue Untersuchung des Umweltbundesamtes, der Österreichischen Bundesforste (ÖBf) und der Initiative "Mutter Erde" habe nun gezeigt, dass Wildbienen einen weit größeren Anteil daran haben als gedacht.

"Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig die Wildbienen für uns sind: Ein großer Teil der Bestäubungsleistung wird von ihnen übernommen. Der derzeit fast ausschließliche Fokus auf Honigbienen greift viel zu kurz", sagte Hildegard Aichberger von "Mutter Erde". Der ökonomische Wert der Bestäubungsleistung in Österreich liege bei circa 300 Millionen Euro pro Jahr, das seien rund zehn Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Produktion. Bis zu einem Drittel davon würden Wildbienen übernehmen. "Und wir wissen nicht einmal genau, wie viele von ihnen akut gefährdet sind", so Aichberger.

Europaweit neun Prozent bedroht

Derzeit gibt es rund 700 Wildbienenarten in Österreich. Rund neun Prozent der Wildbienenarten sind in den EU-Mitgliedsstaaten vom Aussterben bedroht. Für mehr als die Hälfte der europäischen Bienenarten gibt es hingegen nicht ausreichend wissenschaftlich belegte Daten, um ihren Gefährdungsstatus verlässlich bestimmen zu können.

Eine Rote Liste für Österreich existiert nicht. Experten befürchten aber, dass eine ähnliche Situation wie in Deutschland vorliegt – dort sind mehr als 50 Prozent als bestandsgefährdet eingestuft. In der Schweiz lag diese Zahl bereits im Jahr 1999 bei 45 Prozent. Wiesen, wildkräuterreiche Ackerrandstreifen oder kleine Böschungen und Wälder sind die wichtigsten Lebensräume für Wildbienen. Der Rückgang solcher naturbelassenen Räume sowie die verbreitete Anwendung von Pestiziden in der Landwirtschaft gelten als Hauptursachen für die Gefährdung.

Biologischer Landbau wirkt positiv

Positive Effekte auf die Fortpflanzungsleistung und die Artenvielfalt sind hingegen durch den biologischen Landbau dokumentiert: Bei einer Steigerung der biologisch bewirtschafteten Fläche von fünf auf 20 Prozent (innerhalb eines Radius von 500 Metern) konnte gezeigt werden, dass die Bienenvielfalt um 50 Prozent zunimmt, hieß es in der Untersuchung.

Die Wirkung von Pestiziden auf Wildbienen ist nicht ausreichend geklärt. Forscher gehen aber davon aus, dass Stoffe, die für Honigbienen schädlich sind, auch die Wildbienen beeinträchtigen. (APA, red, 18.6.2015)