Projiziert wurden 160.000 Follower, Armin Wolf sprach von 180.000, in Wirklichkeit folgen ihm bereits 182.000 Personen auf Twitter.

Foto: Standard/Alexandra Föderl-Schmid

Doris Kraus vom Forum Journalismus und Medien Wien (fjum) moderierte ein Panel zum Thema Datenjournalismus.

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Mit seiner Selbstpräsentation erntete Armin Wolf gleich Lacher im Publikum. Auf Facebook habe er 200.000 Fans, 130.000 Österreicher seien auf Twitter, er selbst habe 180.000 Follower. "Ich habe einen Marktanteil von 140 Prozent", sagte der ORF-Moderator scherzend zum Auftakt der Diskussion über "Going Viral" beim Global Editors Network in Barcelona.

Wolf war wegen seiner großen Präsenz in den sozialen Netzwerken zu dieser Debatte eingeladen worden. Danach gefragt, ob es eine Formel gebe, wie man viral erfolgreich sein könne, zitierte Wolf eine Antwort der neuen Buzz-Feed-Deutschland-Chefin Juliane Leopold: Diese hatte gemeint, "Katzen erfinden ein Rezept für den Weltfrieden" würde bestens funktionieren. Man könne tatsächlich in etwa voraussagen, ob etwas über soziale Medien stark weiter verbreitet werde, meinte Wolf.

Seine Mitdiskutanten, Marc-Antoine Durand von Bobler und Jaron Gilinsky von Storyhunter, waren deutlich skeptischer. "Es gibt keine Formel", sagte Durand und Gilinsky meinte, es seien immer verschiedene Gründe, warum Inhalte in sozialen Netzwerken geteilt werden und diese seien nicht vorhersehbar. Moderatorin Mary Fitzgerald von Open Democracy schilderte ihre Erfahrungen in Zusammenhang mit dem Anschlag auf das Satiremagazin Charlie Hebdo. Nur einer von mehr als 40 Artikeln sei häufig geteilt worden. Ihrer Ansicht nach sind die Geschwindigkeit, wie rasch nach einem Ereignis ein Artikel erscheint, und die Schlagzeile die Gründe dafür.

Starke Verbreitung kein Qualitätsmerkmal

Dass die starke Verbreitung im Netz nicht unbedingt ein Indiz für Qualität sein muss, darüber waren sich alle Teilnehmer am Podium am Donnerstagnachmittag rasch einig. "Journalismus kann sich viral gut verbreiten. Wer aber das Ziel hat, mit seinen Artikeln im sozialen Netzwerk stark verbreitet zu werden, sollte nicht Journalismus betreiben", sagte Gilinsky.

Wolf ging auf dem Podium auch auf sein eigenes Twitterverhalten ein. Er setze pro Tag zwischen 20 und 50 Twittermeldungen ab. Er schaue dann nicht, wie häufig diese Meldungen weiterverbreitet werden, hoffe aber, dass sich dadurch ein Publikum aufbaue. Vor allem via Facebook erreiche er auch jüngere Menschen.

Sein Problem sei aber, dass er auf eine Facebook-Meldung 2000 Kommentare bekomme. Die müsse er alle lesen und solche, "wenn jemand Heil Hitler schreibt" löschen. Das sei sehr zeitaufwendig. Auf die Anregung von Durand, er solle dies doch einem Assistenten für soziale Medien überlassen, konterte Wolf: "Sie überschätzen das Gehalt eines TV-Journalisten in Österreich."

Google Trends neu gestaltet

Die Anwesenheit von 550 Teilnehmern beim Global Editors Network nutzte Google, um sein am Tag davor von Barcelona aus gestartetes überarbeitetes Instrument Google Trends vorzustellen. Damit kann man sich darüber informieren, wie häufig auf Google nach bestimmten Begriffen gesucht wird. Mit der nach eigenen Angaben größten Neuerung seit dem Start 2007 gibt es nicht mehr nur Daten auf Tagesbasis sondern in Echtzeit – minutengenau. Und dies bei mehr als drei Milliarden Suchanfragen pro Tag.

Es wurden auch Beispiele für eine Zusammenarbeit mit Medienunternehmen vorgestellt: So zeigte der "Guardian" auf, nach welchen Politikern im britischen Wahlkampf am meisten gegoogelt wurde. Das "Time Magazine" wertete die Suchanfragen nach Russlands Präsident Wladimir Putin im Vorjahr aus. Der Höhepunkt war nicht im Zusammenhang mit seinen politischen Aktivitäten, sondern im Februar, als es Spekulationen um seine Ehe gab. Die "Rheinische Post" stellte die Abfragen nach den beliebtesten Karnevalskostümen dar.

Preise für Datenjournalismus

Mit österreichischer Beteiligung fand am Ende des zweiten Tages ein Erfahrungsaustausch statt, wie man am besten ein Datenjournalismusteam aufbaut. Daniela Kraus vom Forum Journalismus und Medien Wien (fjum) moderierte diese Runde, bevor es zur Verleihung der Datenjournalismus-Auszeichnungen ging. Preise gingen unter anderem an die Aufdeckungen, die unter dem Stichwort Swiss- und Luxemburg-Leaks bekannt geworden sind: Berichte über Steueroasen und durch das Bankgeheimnis geschützte Gelder. (Alexandra Föderl-Schmid, 18.6.2015)