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Google-Vizepräsident David Drummond.

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Ulrike Huemer präsentiert in Barcelona Wien als nächsten Tagungsort für das Global Editors Network.

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Barcelona – Das Treffen von rund 550 Journalisten aus aller Welt beim Global Editors Network nutzte Google zu einer Charmeoffensive. "Wir vertrauen auf Gott, alle anderen müssen Daten bringen", scherzte Vizepräsident David Drummond bei seinem Auftritt. Er ging auch einen Schritt auf die Verleger in Europa zu. "Manchmal fehlt es uns an emotionaler Intelligenz im Silicon Valley", sagte Drummond und versicherte: Google wolle stärker zuhören, was die Bedenken seien, man sei bisher zu stark auf technische Details fokussiert gewesen. Allerdings: "Wir haben eine leicht andere Position in Bezug auf das Leistungsschutzrecht."

Konkret ging er auf die Situation in Spanien ein, wo es ein Gesetz gibt, das Lizenzen für Links auf aktuelle Pressemeldungen vorsieht. Daraufhin stellte das US-Unternehmen Google News im Dezember 2014 ein. Das sei "eine der traurigsten Entscheidungen, die ich zu treffen hatte", gewesen, versicherte Drummond. Das sei eine Situation, in der jeder nur verliere. Er kündigte baldige Gespräche mit der Regierung an.

150 Millionen Euro

Gleichzeitig pries er die Digital News Initiative von Google. 150 Millionen Euro werden in Europa für innovative Medienprojekte zur Verfügung gestellt. Bereits tausend Verlage aus Europa stellten sich an, um dabei zu sein, sagte Drummond und kündigte an, dass es im September nächste Schritte gebe.

Daraufhin fragt ein japanischer Journalist: "Warum ist Google so nett zu den Verlagen in Europa?" Das löst Gelächter im Publikum aus. "Äh, ich bin nicht sicher, ob ich die Frage beantworten kann. Wir wollen überall nett zu Verlagen sein." Im Moment habe man einen Focus auf Europa, weil die Debatte zwischen Medien und Technikern hier stattfinde.

Eine Kollegin aus Hongkong setzt nach: "Was sind die Pläne von Google in Asien?" Drummond: "Okay, das ist ein Thema hier. Botschaft angekommen!"

Facebook wolle Journalismus auffressen

Zuvor hatte US-Journalismusprofessor Dan Gillmor einen anderen Branchenriesen angegriffen: Facebook. Wer Facebook mit Daten füttere, tue dies bei einem Unternehmen, das Journalismus auffressen wolle, sagte er. Gleichzeitig rief er Journalisten dazu auf, manchmal auch Aktivisten zu sein: wenn es um die Verteidigung von Grundrechten, Pressefreiheit oder gegen die Überwachung gehe.

Auch Amazon kam am dritten Tag bei einer Präsentation prominent vor. Cory Haik, die bei der "Washington Post" für Digitalaktivitäten zuständig ist, berichtete, dass nach der Übernahme durch Amazon-Gründer Jeff Bazos hundert Journalistenstellen geschaffen worden seien. Sie führte dann Beispiele an, wie die Angebote von Amazon und Washington Post auf verschiedenen Geräten verknüpft werden. So erarbeitet die Washington Post eigene Designs für Tablets, etwa für Kindle Fire oder Android-Handys. Das Nachrichtenangebot wird zwei Mal am Tag aktualisiert.

Insgesamt fanden mehr als drei Dutzend Veranstaltungen an zweieinhalb Tagen beim diesjährigen Treffen des Global Editors Network statt. Der Branchentreff findet im kommenden Jahr in Wien statt. Ulrike Huemer vom Presse- und Informationsamt, präsentierte Wien als Digitalstadt.

Beim Wettbewerb Editors Lab, den das Team von "France 24-RFI" gewann, belegte das Team des österreichischen Magazins "Datum" den 3. Platz. In ihrem Projekt beschäftigten sie sich mit der Nachhaltigkeit der einzelnen Wiener Viertel. (Alexandra Föderl-Schmid aus Barcelona, 19.6.2015)