Kulturmontag mit "Der Meisterfälscher. Wolfgang Beltracchi porträtiert Daniel Kehlmann".

Foto: Kulturmontag mit "Der Meisterfälscher. Wolfgang Beltracchi porträtiert Daniel Kehlmann"

Daniel Kehlmann und Wolfgang Beltracchi.

Foto: ORF/Telepool Zürich/Endemol

Wolfgang Beltracchi könnte durchaus einer Geschichte von Daniel Kehlmann entstammen: In seinem letzten Roman F schuf Kehlmann die Figur eines Kunstfälschers.

Nach Harald Schmidt ist der Schriftsteller nun der Zweite, der vor der Staffelei des verurteilten Fälschers auf das rund 50.000 Euro wertvolle Ergebnis wartet – darf er es zum Schluss ja auch behalten.

Im Kulturmontag nimmt Kehlmann also (ab 22.30 Uhr auf ORF 2) Platz für eine malerische Conférence. Im Stile des italienischen Malers und Grafikers Giorgio de Chirico soll sein Porträt entstehen. In Anlehnung an ein Selbstbildnis des Künstlers soll Kehlmann mit seiner eigenen Büste abgebildet werden.

Giorgio de Chirico ist nur ein Künstler, den Beltracchi imitieren kann – die Stile von mehr als 100 Malern hat sich der selbsternannte Meisterfälscher angeeignet. Beim Malen verfolgen ihn aber dann mitunter doch die Dämonen der gefälschten Künstler: „Sie schauen mir über die Schulter, und sie sind nicht alle glücklich über das, was ich mache.“

Kehlmann gefällt es, gemalt zu werden. Ist es doch einmal etwas anderes, als ständig mit wehendem Mantel in U-Bahn-Stationen fotografiert zu werden – dem scheinbaren Klischeebild für deutschsprachige Autoren.

Es kommt zum Vergleich zweier unterschiedlicher Egos. Während Kehlmann möchte, dass sein Werk seiner Person zugeordnet wird, ist das bei Wolfgang Beltracchi naturgemäß anders. Am Schluss gelangte der Künstler doch noch zu Berühmtheit – als Verantwortlicher für einen Kunstskandal. Beltracchi bezeichnet sich eher als berüchtigt – die radikalste Form der Berühmtheit, wie Kehlmann feststellt. (Andreas Haberl, 22.6.2015)