Betrieb weltweit Geschäfte: Alexander Schalck-Golodkowski.

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Berlin – Nach langer Krankheit verstarb er in jenem Bundesland, das auch in seiner politischen Karriere eine wichtige Rolle gespielt hat. Alexander Schalck-Golodkowski, der einst der DDR Devisen verschaffte, wohnte nach dem Zusammenbruch der DDR zurückgezogen am Tegernsee in Bayern.

Dessen legendärer Ex-Ministerpräsident Franz Josef Strauß hatte 1983 mit Schalck-Golodkowski einen folgenschweren Deal eingefädelt. Die beiden vereinbarten einen Milliardenkredit für die DDR, dieser bewahrte diese damals vor dem Staatsbankrott. Das Geschäft hat er später einmal als seine "historische Leistung" bezeichnet. Es verhinderte den Zusammenbruch der DDR zwar nicht, aber hat ihn doch um einige Jahre hinausgezögert.

Devisen nach Regeln des Klassenfeindes

Doch Schalck-Golodkowski nahm auch von anderen Weststaaten. "Kommerzielle Koordinierung" (KoKo) hieß jene Abteilung im Ostberliner Außenhandelsministerium, die der gebürtige Berliner 1966 aufbaute und danach leitete. Es war ein schwer durchschaubares Geflecht von zuletzt mehr als 200 Firmen. Die Organisation operierte weltweit und hatte ein Ziel: Nach den kapitalistischen Regeln des Klassenfeindes der DDR-Führung die begehrten Devisen zu beschaffen.

Verscherbelt wurde alles, was Geld brachte: auch DDR-Häftlinge, Antiquitäten und Waffen. Und Schalck-Golodkowski verdiente ebenso an den Westfirmen, die in der DDR produzieren ließen. Rund 25 Milliarden D-Mark (12,78 Milliarden Euro) hat er seinem Staat nach eigenen Angaben verschafft. Da konnte man für die DDR-Führung auch mal was springen lassen. Sie bekam Schampus und Kaviar geliefert, während "der große Alex" für das Volk einmal "5000 Tonnen lagerfähige Äpfel" bestellte.

Flucht nach Westberlin

Das Schönste daran: Das einfache Volk im Arbeiter- und Bauernstaat wusste nichts von den Geschäften, erst nach dem Mauerfall erfuhr es schließlich davon. Im Dezember 1989 floh Schalck-Golodkowski dann nach Westberlin: "Ich gehe davon aus", sagte er bei der Vernehmung, "dass ich eine Untersuchungshaft in der DDR allenfalls eine Woche überleben werde."

Dass er Milliardenbeträge verschwinden habe lassen oder Spionage betrieben habe, konnte ihm bei der juristischen Aufarbeitung nach der Wende nicht nachgewiesen werden. Er wurde aber wegen eines Waffendeals und dem illegalen Import eines Mikrochips zu 16 Monaten auf Bewährung verurteilt. Über seine Arbeit sagte er, er habe immer "nach bestem Wissen und Gewissen" gehandelt, "in der Absicht, der DDR und den Menschen zu dienen". (bau, 23.6.2015)