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ÖBB-Chef Christian Kern und Medienmanager Gerhard Zeiler: Zwei SPÖ-Hoffnungsträger mit wenig Hoffnung.

Fotos: imago, APA

Christian Kern und Gerhard Zeiler wären Bundeskanzler nach meinem Geschmack: weltoffene, moderate Sozialdemokraten mit Managementerfahrung, die keine Berührungsängste mit der Wirtschaft haben und wissen, dass nur ein unternehmensfreundlicher Standort Wachstum und Arbeitsplätze bringen kann.

Aber wenn die SPÖ nach einem Ersatz für den glücklosen Werner Faymann sucht, sollte sie nicht auf Kern oder Zeiler setzen.

Globalisierungsverlierer ansprechen

Wer smarte Manager an der Spitze will, der wählt ohnehin eher die ÖVP oder die Neos. Die SPÖ hingegen muss heute vor allem Globalisierungsverlierer ansprechen und Menschen, die sich um ihre wirtschaftliche Zukunft sorgen. Die gehen sonst an die FPÖ verloren.

Das war anders in den 1980er-Jahren, als die Partei nach dem Verstaatlichten-Fiasko vor allem beweisen musste, dass sie von Wirtschaft etwas versteht und das Land nach Europa führen kann. Damals brauchte sie einen Parteichef wie Franz Vranitzky. Heute wäre auch er trotz all seiner antifaschistischen Glaubwürdigkeit fehl am Platz.

Politiker vom Schlage Vranitzkys

Kern und Zeiler wären beide Politiker vom Schlage Vranitzkys, wobei man bei ihnen nicht einmal sicher sein kann, dass sie sich nicht auf Kooperationen mit der FPÖ einlassen, wenn es ihnen passt – nicht aus Affinität, sondern aus Pragmatismus.

Was oder wen braucht die SPÖ, damit sie wieder auf die Siegerstraße finden kann? Ihr Parteiobmann muss für frustrierte Arbeiter wählbar sein, die sich vor Wettbewerb und Ausländern fürchten, genauso wie für Linksliberale, die eine klare Abgrenzung gegen rechts verlangen.

Gesucht: Die Quadratur des Kreises

Er oder sie braucht den Stallgeruch eines echten Sozialdemokraten, Empathie für die Probleme der kleinen Leute und gleichzeitig Glaubwürdigkeit als europäischer Politiker mit genügend Wirtschaftskompetenz. Das ist die Quadratur des Kreises.

In der jetzigen Führungsriege erfüllt diese Kriterien am ehesten Sozialminister Rudolf Hundstorfer. Doch aufgrund seines Alters (63) und seiner eher phlegmatischen Persönlichkeit wäre es kein Aufbruchsignal, wenn er Faymann nachfolgt.

Der Mann aus Traiskirchen

Ein solches käme eher von einem Mann wie Andreas Babler, dem redegewandten und streitlustigen Bürgermeister von Traiskirchen, der sich kantig mit Innenministerin Johanna Mikl-Leitner anlegt (ohne selbst Lösungen für das Flüchtlingsproblem zu haben).

Babler ist zwar nicht zu jung (42), aber viel zu unerprobt, um die Partei oder gar das Land zu führen. Er ist erst seit einem Jahr Bürgermeister einer Kleinstadt.

Armutszeichen für die Partei

Benötigt wird jemand dazwischen: Jünger und energischer als Hundstorfer, erfahrener als Babler. Dass sich da in der Riege der SP-Politiker niemand anbietet, ist ein Armutszeichen für die Partei.

Das schafft Raum für politische Quereinsteiger wie Kern und Zeiler. Die beiden würden einen Kurswechsel signalisieren, aber aus Sicht der Partei in die falsche Richtung. (Eric Frey, 24.6.2015)