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Die Idee hinter "S.T.Eye" – einer Art Farbleitsystem für Geschlechtskrankheiten: Blau für Syphilis, Lila für HPV, Gelb für Herpes und Grün für eine Chlamydien-Infektion.

Foto: APA/OLIVER BERG/DPA

Essex/Wien – "Ein Kondom ist einfach das beste Outfit", meinte der Stardesigner Jean Paul Gaultier im Vorfeld des heurigen Life-Balls. Mit dieser Aussage kann gut ein Fünftel der Österreicher allerdings nichts anfangen: Schließlich ist für 22 Prozent Sex mit einem neuen Partner ohne Kondom vorstellbar, wie eine Ende 2014 veröffentlichte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Marketagent.com zeigte. 13 Prozent der Männer würden sogar bei einem One-Night-Stand auf das vor Geschlechtskrankheiten schützende Präservativ verzichten.

Weitere alarmierende Zahlen: Laut einer Schätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) treten in der Altersgruppe der 19- bis 49-Jährigen jährlich rund 448 Millionen Neuinfektionen mit heilbaren sexuell übertragbaren Erkrankungen wie Syphilis, Gonorrhoe, Chlamydien und Trichomonaden auf.

Wenn es nach der Idee von drei Schülern der Isaac Newton Academy in Illford geht, sollen Geschlechtskrankheiten Kondome zukünftig zum Leuchten bringen. Konkret: Wenn sie mit Chlamydien, Herpes-Viren, Treponema pallidum oder Humane Papillom-Viren in Kontakt kommen. "S.T.Eye" nennen sie ihr Projekt, in Anlehnung an das englische Akronym für sexuell übertragbare Infektionen "STI" (sexually transmitted infections).

Farbenspiele

An der Oberfläche der Kondome sollen sich Moleküle befinden, die an bestimmte Bakterien und Viren "andocken". Dadurch wird das Präservativ im Dunkeln in unterschiedlichen Farben zum Fluoreszieren gebracht. In welchen Farben haben die Jungforscher bereits festgelegt: Blau für Syphilis, Lila für HPV, Gelb für Herpes und Grün für eine Chlamydien-Infektion.

"So können die Menschen daheim in ihrer Privatsphäre etwas dagegen unternehmen, ohne invasive Tests beim Arzt machen zu müssen", erklärt der 14-jährige Daanyaa Ali gegenüber dem Independent.

Die drei Schüler wurden für ihre Idee mit dem dem diesjährigen Teen-Tech-Preis in der Kategorie "Gesundheit"ausgezeichnet, der im Buckingham Palace verliehen wird und mit 1.000 Britischen Pfund (etwa 1.400 Euro) dotiert ist. Die dortige Präsentation des Entwurfs soll den Nachwuchswissenschaftlern ermöglichen, potenzielle Investoren für die Umsetzung des Projekts zu finden.

Appellcharakter

Bislang sind die "leuchtenden Kondome" lediglich ein Entwurf. Momentan müssen sich die drei Halbwüchsigen noch damit begnügen, auf das Problem der Ausbreitung sexuell übertragbarer Krankheiten aufmerksam gemacht zu haben: "Wir wollen, dass die Leute mehr nachdenken und verantwortlicher handeln", sagt Daanyaa Ali. "Doch wir möchten etwas entwickeln, was das Erkennen von Geschlechtskrankheiten sicherer als jemals zuvor macht."

Wie breit die Akzeptanz für einen derartigen postkoitalen "Schnelltest" ist, wird sich zeigen. Den Weg zum Arzt kann er aber keineswegs ersetzen. – Zumindest dann nicht, wenn es im Schlafzimmer zu fluoreszieren beginnt. (gueb, 24.6.2015)