Es ist eine auf den ersten Blick bizarre politische Vereinigung, die mit Reimen auf Volksschulniveau gegen eine Minderheit hetzt, weil diese angeblich den "normalen Österreicher" bedroht: Die Initiative "Hunde raus aus Österreich" hat es sich zum Ziel gesetzt, der "Überhundung Österreichs" ein Ende zu setzen. Mit Slogans wie "Österreich statt Waustria" und "Deutsch statt Wuff" will das Projekt mit seiner Facebook-Seite aufrütteln.

Dabei handelt es sich natürlich um ein Satireprojekt: Die drei Betreiber wollen offenlegen, welcher Mechanismen sich Populisten bedienen, um gegen Minderheiten zu hetzen – und auch die Absurdität mancher Behauptungen klarmachen.
"Hunde sind greifbar"
Der Hund eigne sich dabei "am besten" als Platzhalter, zeigen sich die Seiten-Betreiber überzeugt: "Hunde sind greifbar. Irgendwie kann sich jeder damit auf die eine oder andere Weise identifizieren, vielleicht oder gerade mehr als mit so manchen Menschen – die Tatsache an sich ist ja schon ziemlich erschreckend." Die Initiative hofft auf den Schockmoment, der durch Hetze gegen die lieben Vierbeiner ausgelöst werden soll.

Unwohlsein beim Betrachter
Tatsächlich lösen Vergleiche zwischen den Lebensumständen etwa von Obdachlosen und verhätschelten Haustieren ein Unwohlsein beim Betrachter aus. Genauso irritieren Texte, die sich an Parolen gegen Ausländer bedienen, aber gegen Hunde hetzen: "Wien ist eine wunderschöne Stadt", heißt es da etwa. Aber: "Täglich verschmutzen zehntausende Hunde die Grünanlagen, welche der Mensch mühsam in die Stadt reintegriert hat. Die Hunde 'scheißen' auf Wien. Wollen wir uns das wirklich bieten lassen?"
Mehr Hunde als Kärntner
Den Betreibern fiel es dabei nicht immer leicht, "in die Rolle eines Rechtspopulisten zu schlüpfen". Ein typisches "Hunde raus aus Österreich"/(HRAÖ)-Posting entsteht nach Angaben der Seiten-Admins etwa folgendermaßen: "Ein typischer Rechtswähler auf Facebook sagt: 'Diese Asylanten kennen keine Dankbarkeit und vergewaltigen unsere Frauen. In 10 Jahren müssen alle unsere Frauen eine Burka tragen.'"
Anschließend wird dieser Gedanke auf Hunde übertragen, deren Anzahl in Österreich übrigens die Einwohnerzahl Kärntens übersteigt. Dann heißt es: "Diese Köter integrieren sich nicht, sprechen kein Wort Deutsch und Dankbarkeit kennen die auch nicht, oder hat jemals einer Danke zu euch gesagt?" Die Hetze gegen Hunde wird dann weiter auf die Spitze getrieben: "Sie gehen mit unseren Frauen Gassi. Ihr werdet sehen, in 10 Jahren müssen unsere Frauen Maulkorb und Leine tragen."

Satire? Nicht auf den ersten Blick erkennbar
Nicht jeder Nutzer erkennt, dass es sich dabei um Satire handelt. Bedrohungen und wüste Beschimpfungen sind keine Seltenheit. Oftmals geht das sogar so weit, dass Menschen gleichzeitig "Hunde raus aus Österreich" kritisieren und gegen Ausländer hetzen. "Hauptsache, die Asylanten kriegen alles in den Arsch gesteckt, aber die Hunde wollen s' raus haben – ganz check ich die Logik nicht", schreibt etwa eine junge Nutzerin. "Der Witz ist: Die Hunde wollen sie raus haben, aber immer mehr Asylanten zu uns – in was für einer Welt leben wir eigentlich", eine andere.
Schnelle Reaktionen
"Selbstreflektion ist ein schwieriger Prozess", so einer der Seiten-Betreiber zum STANDARD. Allerdings will die Initiative auch gar nicht auf den ersten Blick als Satireprojekt erkennbar sein. Denn: "Um die Menschen vor den Kopf zu stoßen, muss man ihnen erst einmal deutlich machen, dass sie sich hier genau darüber aufregen, was sie anderswo gegen Menschen vorzubringen haben."

Die Betreiber reagieren dabei auch blitzschnell auf aktuelle Ereignisse: Die Nationalratsabgeordnete Dagmar Belakowitsch-Jenewein (FPÖ) ließ vor wenigen Tagen mit dem Vorschlag aufhorchen, Asylwerber sollten in Herkules-Maschinen abgeschoben werden, da sie dort "so laut schreien können, wie sie wollen." Blitzschnell wandelte die Seite den Sager um: Dann hieß es, Hunde könnten dort so viel jaulen und winseln, wie sie möchten.
"Sind geschmacklos"
Mittlerweile hält die Seite bei über 4.000 "Gefällt Mir"-Angaben. Gegründet wurde sie von einem 33-Jährigen, der in der Behindertenhilfe arbeitet, nach einem deutschen Vorbild. Durch die Seite lernte er die zwei anderen Betreiber kennen.
Lustig ist das Projekt für sie nicht: "Wir können über das, was wir fabrizieren, nicht lachen. Wenn man uns vorwirft, geschmacklos zu sein, dann muss ich diesen Menschen absolut recht geben. Jedoch sind die Vorbilder, denen wir unsere Bilder entnehmen, nicht selten noch viel verabscheuungswürdiger." (fsc, 25.6.2015)