So hat sich Hans Niessl das sicher nicht vorgestellt. Seine vierte, nunmehr rot-blaue Amtsperiode als burgenländischer Landeshauptmann beginnt mit innerparteilichem Gegenwind. Nicht bloß bocken Gekränkte wie der geschasste Landesrat Peter Rezar und der ebenfalls ins zweite Glied geschickte Landtagspräsident Gerhard Steier. Niessl hat offenbar auch unterschätzt, wie tief er mit dem Zusammengehen mit der FPÖ ins rote Fleisch schneidet.

Nicht nur zwischen Kittsee und Kalch, wo sich die Parteiaustritte und die Vorstufe dazu, die innere Emigration, häufen; republikweit sind die Genossen unsicher geworden, ob sie noch theoretisch Rote oder doch schon praktisch Blaue wären. Ob sie sich also im Zaum zu halten hätten oder doch – wie die Oberösterreicher mit ihrer Plakataktion in Linz – die blaue Sau herauslassen dürften.

Hans Niessl wollte wohl nichts anderes, als nun, in seiner vierten Periode, endgültig ein Landesvater zu sein, der sich in den Dimensionen des Theodor Kery definieren kann. Freilich ist Kery, der dem Burgenland von 1966 bis 1987 den Landesfürsten gemacht hat, auch ein Menetekel. Ihm wurden 1982 drei peinliche und Parteikrusten aufbrechende Fragen gestellt. Der roten Aufmüpfigkeit muss freilich bewusst sein, dass diese Fragen von Josef Cap gestellt wurden. Auch das eine Mahnung, die durch die pannonische SJ längst eh schon Fleisch geworden ist: Die größten Kritiker der Elche werden demnächst selber welche. (Wolfgang Weisgram, 24.6.2015)