Wien – In einem Mausmodell hat ein internationales Wissenschafterteam mit Erstautor Georg Stary von der Universitätsklinik für Dermatologie (MedUni Wien/AKH) erfolgreich ein neues Konzept für eine mögliche schützende Chlamydien-Vakzine getestet. Die entsprechende Arbeit ist in "Science" samt einem Kommentar erschienen.

Hintergrund

Chlamydien sind die häufigsten sexuell übertragenen bakteriellen Erreger weltweit. Pro Jahr infizieren sich rund hundert Millionen Menschen mit einer Chlamydien-Infektion, die eine der Hauptursachen für Unfruchtbarkeit bei Frauen und Eileiterschwangerschaft ist, aber auch Erblindung – vor allem in Entwicklungsländern – zur Folge haben kann. 15 Prozent der unbehandelten Chlamydien-Infektionen führen zu chronischen Entzündungen. Bis zu 85 Prozent der Fälle von Infertilität bei Frauen dürfen im südlichen Afrika auf solche Erkrankungen zurückzuführen sein.

An sich sind solche Erkrankungen mit Antibiotika gut ausheilbar, etwa bei der Hälfte der Fälle treten aber keine Symptome auf. Chronisch Chlamydien-Infektionen sprechen auf die Medikamente nur schlecht an. Bereits in den 1960er-Jahre wurde versucht, eine Vakzine mit inaktivierten C. trachomatis-Erregern zu entwickeln. Als immunologische Verstärker wurden dabei Öl/Wasser-Emulsionen oder Aluminiumsalze verwendet. Die Abwehrreaktion ließ aber schon nach einem Jahr nach.

Die neue Methode

Stary und die Co-Autoren haben in ihren Versuchen an Mäusen zeigen können, dass eine Immunisierung mit per UV-Licht abgetöteten Chlamydien, die an Nanopartikel mit dem immun-modulierenden Wirkstoff Resiquimod gebunden wurden, bei Gabe über die Schleimhaut (z.B. Nase) eine doppelte Immunantwort erreicht werden kann.

Durch die Verabreichung dieser Komplexe aus Pathogen und Adjuvans über eine Schleimhautoberfläche werden Gedächtniszellen in Lymphknoten über die Art und Lokalisation der vermeintlichen Infektion unterrichtet. Dadurch werden zusätzlich zu den im Blut zirkulierenden Gedächtniszellen auch jene Abwehrzellen generiert, die direkt in die Schleimhaut einwandern und dort ein Reservoir an gewebsspezifischen Gedächtniszellen bilden.

"Diese zwei Wellen an Gedächtniszellen sind gemeinsam nötig, um im Falle einer Infektion einen optimalen immunologischen Schutz gewährleisten zu können", so Stary. (APA, 25.6. 2015)